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Politik: Beschwerde an Trittin: Umweltministerium wirbt mit Strauß

Über den Grünen-Umweltminister Jürgen Trittin regen sich derzeit viele auf. Monika Hohlmeier, bayerische Kultusministerin und Tochter von Franz Josef Strauß, glaubt einen neuen Anlass gefunden zu haben.

Von Robert Birnbaum

Über den Grünen-Umweltminister Jürgen Trittin regen sich derzeit viele auf. Monika Hohlmeier, bayerische Kultusministerin und Tochter von Franz Josef Strauß, glaubt einen neuen Anlass gefunden zu haben. In einem Brief an Trittin, der dem Tagesspiegel vorliegt, empört sich die CSU-Politikerin über ein Foto ihres Vaters in einer Anzeigenserie des Bundesumweltministeriums. Das Bild zeigt Strauß bei der Besichtigung eines Atomreaktors; zu der Überschrift "Manche Visionen von gestern sind heute Müll" heißt es im Anzeigentext, Deutschland müsse sich "den Fehlern der Vergangenheit stellen" und zu seiner Verpflichtung stehen, Atommüll aus der Wiederaufarbeitung in Frankreich und England zurückzunehmen.

Hohlmeier wirft Trittin nun in harschem Tonfall ("Zeichen verlotterter politischer Sitten") vor, das Bild ihres toten Vaters für eine polemische "Kampagne" zu missbrauchen. Der Grünen-Minister wolle von seiner Verantwortung für die Castor-Transporte ablenken, indem er - wie in der Attacke gegen CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer - bürgerliche Politiker zu "Hassobjekten" stilisiere. Hohlmeier verlangt von Trittin, die Anzeigen zu stoppen und sich "in angemessener Art und Weise" davon zu distanzieren. In seiner dem Tagesspiegel ebenfalls vorliegenden Antwort weist Trittin die Vorwürfe zurück. Die Anzeige diene der Aufklärung mit dem Ziel, die Notwendigkeit von Atommüll-Transporten zu verdeutlichen. Sie enthalte "keinen Angriff gegen das Andenken Ihres Vaters". Sie stelle auch keine Verunglimpfung von Strauß und seiner "unbestrittenen Verdienste für die Bundesrepublik" dar.

Trittin erinnert daran, dass Strauß erster deutscher Minister für Atomfragen war. Der Grüne billigt ihm zu, dass die Entscheidung für Atomenergie von wirtschaftlichen Motiven geprägt war. Man habe aber die Folgen nicht ausreichend bedacht: "Von der Vision eines vermeintlich sauberen Atomstroms ist uns der Atommüll geblieben, der heute an keinem Standort in keinem Bundesland willkommen ist." Trittin weist im Übrigen darauf hin, dass die seit zehn Tagen verbreitete Anzeigenserie "nicht weiter geschaltet" werde.

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