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Politik: „Besonnenheit ist die beste Medizin“

In Griechenland reagieren die Verbraucher verunsichert – Warnungen vor Panikmache verhallen

Auf der Varvakio Agora, dem größten Fleischmarkt der griechischen Hauptstadt Athen, war Geflügel am Dienstag kaum gefragt. „Wir verkaufen nur ein Drittel so viel wie an normalen Tagen“, klagt Kleanthis Tsironis, einer der Händler. Ob Hähnchen oder Suppenhuhn, Enten, Gänse oder Truthahn: Die meisten Kunden machten einen Bogen um die Geflügelstände, griffen stattdessen zu Fisch oder anderem Fleisch. „Die Menschen sind völlig verunsichert“, sagt Tsironis.

Schlecht hat die Woche auch für den Landwirt Dimitris Kominaris auf der kleinen Ägäisinsel Inousses angefangen. Erst ließ am frühen Montagmorgen ein heftiger Erdstoß den Bauern aus dem Schlaf hochfahren. Dann klingelte das Telefon. Am Apparat war ein Veterinär der Präfektur auf der Nachbarinsel Chios. „Positiv“, lautete die Hiobsbotschaft: Seine Truthähne haben die Vogelgrippe.

Die Behörden reagierten schnell. Es gab Alarmpläne. Man wusste: Griechenland gehört zu den gefährdeten Regionen. Fachleute vermuten, dass die Seuche durch Zugvögel eingeschleppt wurde. Ob es sich um das auch für den Menschen gefährliche Virus vom Typ H5N1 handelt, weiß man noch nicht. „Die Tests werden etwa eine Woche dauern“, sagt Vassiliki Zafiropoulou vom griechischen Landwirtschafts- und Ernährungsministerium.

Der Hof des Bauern Kominaris ist jetzt unter Quarantäne, der Landwirt und seine Familie stehen unter ärztlicher Beobachtung. Die Geflügelausfuhr von Inousses, aber auch von den Nachbarinseln Chios und Psara wurde untersagt. Die Fachleute warnen vor Panikmache, aber das Thema beherrscht die Schlagzeilen. „Alarm“ meldete das Massenblatt „Ta Nea“, einen „Albtraum“ sah gar die Zeitung „Chora“ wahr werden. Das Blatt „Eleftheros Typos“ versuchte zwar seine Leser zu beruhigen: „Besonnenheit ist die beste Medizin“. Aber die Menschen sind verunsichert. Hunderttausende strömten schon vergangene Woche, als die ersten Verdachtsfälle in der Türkei gemeldet wurden, in die Apotheken, um sich gegen die menschliche Influenza impfen zu lassen. Der Ruf der Ärzte, nur für Risikogruppen mache eine Grippe-Impfung Sinn, verhallte ungehört. Binnen weniger Tage ließen sich 1,4 Millionen Griechen impfen, 300000 mehr als im ganzen vergangenen Winter. Die Vorräte des Impfstoffes sind aufgebraucht. Weitere 210000 Dosen will das Gesundheitsministerium jetzt importieren. Und auch auf den Ernstfall bereitet sich das Gesundheitsministerium vor: Es bestellte 200000 Portionen des Grippemittels Tamiflu.

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