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Christoph Ahlhaus und Ehefrau Simone

© dpa

Beust-Nachfolger: Der freundliche Herr Ahlhaus

Hamburgs Innensenator Christoph Ahlhaus soll dem populären Ole von Beust nachfolgen – und muss dafür nicht nur die Grünen gewinnen sondern auch die Stadt

Sein Name stand in den vergangenen Jahren für großstädtische, populäre Politik in Hamburg. Nun legt Ole von Beust nach seiner Rücktrittsankündigung am 25. August sein Amt als Erster Bürgermeister der Hansestadt nieder. Ausgerechnet vom Koalitionspartner der CDU, der Grün-Alternativen Liste (GAL), wird abhängen, ob von Beust ein personelles Vakuum hinterlässt. Denn drei Tage bevor dieser seinen Schreibtisch räumt, entscheidet eine Mitgliederversammlung der GAL, ob die Partei mit dem bisherigen Innensenator Christoph Ahlhaus als Nachfolger von Beusts leben kann.

Fraktion und Führungsspitze der grünen Partei möchten zur Halbzeit der Legislaturperiode die Koalition nicht einfach aufkündigen. Ein „Nein“ zu dem 40-Jährigen, der dem konservativen Flügel der CDU zugerechnet wird, wäre jedoch gleichbedeutend mit dem Ende schwarz-grünen Regierens. Der frühere Heidelberger mit seinem bulligen Image ringt jedoch nicht nur an der grünen Basis, sondern auch stadtweit um seine Popularität. Innerhalb kürzester Zeit muss er das Bild geraderücken, er sei ein Hardliner. Daher füllen derzeit Termine über Termine den Kalender des Innensenators. Als hätte er einen Crashkurs beim schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen (CDU) genommen, eröffnete er jetzt nacheinander das Stuttgarter Weindorf auf dem Rathausmarkt und das traditionelle Volksfest auf dem Heiligengeistfeld, den Sommerdom. Wenn es irgend geht, begleitet Ehefrau Simone den Bürgermeister in spe bei der Charmeoffensive.

Die Schulsenatorin und stellvertretende Bürgermeisterin Christa Goetsch (GAL) erwartet von Ahlhaus ein klares Bekenntnis zum Koalitionsvertrag. Zwar hatte seine Partei schon vor Tagen erklärt, diesen „auf Punkt und Komma“ zu erfüllen. Dennoch scheint der Juniorpartner in der Koalition weiterhin an dem Kandidaten zu zweifeln. Zuletzt waren mehrere Details Ahlhaus’scher Kontakte zu einer studentischen Verbindung in Heidelberg publik geworden, die genau jene Vorurteile beflügeln, gegen die er ankämpft. Auch dazu wird er am 18. August auf einem internen GAL-Treffen Rede und Antwort stehen.

Ob diese Offenheit und Ehrlichkeit reichen, wird sich dann vier Tage später bei der Mitgliederversammlung der Partei zeigen, bei der jeder Stimmrecht hat. Unklar ist, wie viel von den derzeit rund 1400 Mitgliedern überhaupt erscheinen. Die GAL ist in einer guten Verhandlungsposition: Sie kann der Union jetzt weitgehende Versprechen abverlangen, etwa die Umsetzung der Stadtbahnpläne oder die Einführung von Umweltzonen beziehungsweise einer City-Maut. Aber auch in der Personalpolitik im künftigen Senat könnte die CDU den Grünen entgegenkommen, wenn sie etwa für den Posten der ebenfalls scheidenden Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) den Grünen Willfried Maier berufen würde.

Ahlhaus benötigt nun ein glückliches Händchen bei der Auswahl seines Nachfolgers als Innensenator und der Besetzung des Wirtschaftssenatorpostens. Der bisherige Senator Axel Gedaschko (CDU) wechselt als künftiger Präsident des Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen nach Berlin. Ein unruhiges Schanzenviertel, rebellierende Eltern nach Kita-Gebührenerhöhungen, ein Elbphilharmonie- Bau mit ungeahnten Kostenfallen, eine nach wie vor angeschlagene HSH Nordbank, eine extrem angespannte Haushaltssituation, Proteste gegen Verkehrs- und Bauvorhaben – all diese Themenfelder erwarten Ahlhaus. Eine schwere Hypothek bei dem Vorhaben, den inzwischen in Umfragen führenden Sozialdemokraten die Stirn zu bieten.

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