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Politik: Bewahrer seines Standes

Der frühere Agrarminister Ignaz Kiechle ist gestorben

Man hat ein steiniges Feld vor sich, und statt Erfolg erntet man nur Kritik. So hat Ignaz Kiechle, der frühere Bundeslandwirtschaftsminister, einmal seine Aufgabe beschrieben. Das war vor der Zeit, als Rot-Grün das Ministerium zum Verbraucherressort umbaute. Renate Künast dürfte das Wort ihres Vorgängers dennoch unterschreiben. Agrarminister zu sein ist eine undankbare Aufgabe, weil zwischen den Ansprüchen der heterogenen deutschen Agrarlobby, der Verbraucher, der Brüsseler Kommission und der anderer Agrarländer zu vermitteln ist. Der CSU-Politiker Kiechle hat das zehn Jahre lang gemacht; von 1983 bis 1993 war der 1930 im Allgäu geborene Bauernsohn der Minister seines Standes. Immer das Leitbild des bäuerlichen Familienbetriebs vor Augen, den er – ein Zug Romantik war dabei – zu retten versuchte, indem er ihm marktwirtschaftliche Zumutungen ersparen wollte. Mengensteuerung statt Preisverfall war sein Hauptziel. Massentierhaltung war ihm suspekt. Spätestens mit dem Beitritt der Ost-Großbetriebe in die deutsche Landwirtschaft war sein Ideal Illusion.

Kiechle war das Muster des bäuerlichen Kleinunternehmers. Bis 1969 betrieb er den ererbten Hof selbst, dann zog es ihn in den Bundestag. Daneben war er auch Kleinverleger und gab eine Bauernzeitung heraus. Als Minister erwarb sich der auch in den Details der Agrarpolitik beschlagene Kiechle den Ruf des „Königs am Ratstisch“. Seine Bauern haben ihm das nicht immer gedankt. 1987 wurde er sogar einmal als Festredner des Bauerntags wieder ausgeladen. Am Dienstagabend ist Kiechle in seiner Allgäuer Heimat nach schwerer Krankheit gestorben.

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