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Sonderbotschafter für Bonn: der frühere NRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement.

© Mike Wolff

Bewerbung um EU-Arzneimittelagentur: Wolfgang Clement trommelt für Bonn

Gesundheitsminister Gröhe will die EU-Arzneimittelagentur von London nach Bonn holen. Helfen soll ihm dabei der frühere NRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement.

Im Bestreben, die Europäische Arzneimittelagentur EMA von London nach Bonn zu holen, greift Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) auf den früheren NRW-Ministerpräsidenten und früheren Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement zurück.

Clement werde die deutsche Bewerbung in den nächsten Monaten als Sonderbeauftragter des Gesundheitsministers unterstützen, teilte Gröhe mit. Clement war SPD-Politiker, hat sein Parteibuch vor neun Jahren aber zurückgegeben. Danach engagierte er sich vorzugsweise die FDP.

Es gibt noch 18 weitere Bewerber

Um den EMA-Standort, der infolge des Brexit verlegt werden muss, bewerben sich neben der früheren Bundeshauptstadt Bonn noch 18 weitere europäische Städte. Dabei handelt es sich um Amsterdam, Athen, Barcelona, Bratislava, Brüssel, Bukarest, Dublin, Kopenhagen, Helsinki, Lille, Mailand, Malta, Porto, Sofia, Stockholm, Warschau, Wien und Zagreb. Bis zum 30. September soll die EU-Kommission die Angebote bewertet haben. Entschieden wird den Planungen zufolge im November im EU-Ministerrat, die Abstimmung ist geheim.

Die EMA überwacht sämtliche Human- und Tierarzneimittel und spielt eine zentrale Rolle bei der Arzneimittelzulassung in der Europäischen Union. Derzeit sind bei ihr etwa 900 Mitarbeiter beschäftigt. Der künftige Behördenstandort würde aber nicht nur vom Umzug der bereits Beschäftigten profitieren, er könnte auch mit vielen Zusatzeinnahmen durch zahlreiche Konferenzen und Veranstaltungen mit internationalen Experten rechnen. Deshalb hatten sich zunächst auch Hannover, München, Saarbrücken und Berlin als mögliche Standorte ins Spiel gebracht.

"Bonn erfüllt alle Voraussetzungen"

Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) dagegen hatte von Anfang an die frühere Bundeshauptstadt favorisiert. Beim EU-weiten Zulassungsverfahren für Arzneimittel sei die EMA auf enge Zusammenarbeit mit nationalen Zulassungsbehörden angewiesen, argumentierte er. "Als starker Gesundheits- und Pharmastandort mitten in der Europäischen Rhein-Region und im Herzen Europas erfüllt Bonn alle nötigen Voraussetzungen, damit die EMA ihre Arbeit erfolgreich und ohne Unterbrechung fortsetzen kann."

Das renommierte Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte mit seinen 1100 Mitarbeitern befinde sich direkt in Bonn, heißt es in der deutschen Bewerbung. Und sowohl Paul-Ehrlich-Institut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel als auch das Kölner Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen lägen mit ihren Standorten Langen und Köln „in unmittelbarer Nähe“.

Werbevideo ist bereits gedreht

Um bei der Bewerbung erfolgreich zu sein, hat das Gesundheitsministerium bereits ein Werbevideo für Bonn drehen lassen. Der Titel des in englischer Sprache verfassten Filmchens lautet "Closer to Europe“.

Allerdings könnte die Bewerbung daran scheitern, dass Deutschland auch die Europäische Bankenaufsicht haben will, die bisher ebenfalls in London beheimatet ist. Hier hat sich Frankfurt am Main als künftiger Standort beworben. Das EU-Reglement sieht vor, dass ein Land nicht den Zuschlag für beide EU-Agenturen bekommen kann.

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