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Schulbuch

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Bildung: Zweifel an Schulbuchnoten

Nach dem Eklat über die fehlerbehafteten Schulbücher sind die Verlage über die Stiftung Warentest verärgert. Die Verlage nannten den Test "nicht nachvollziehbar und unseriös".

Berlin - „Uhu frisst Fuchs.“ Falsch. Setzen. Note mangelhaft. So hat, kurz gesagt, die Stiftung Warentest das Schulbuch „Biologie heute entdecken“ benotet. Ein schlechter Lehrer, die Stiftung. Denn so falsch ist das gar nicht (siehe Kasten). Kein Wunder also, dass der Verband der Schulbuchverlage (VdS) am Freitag die neueste Ausgabe der Zeitschrift „test“ mit der Schulbuchbewertung heftig kritisiert hat. Dort wird den Schulbuchverlagen vorgeworfen, viele Fehler in ihren Produkten zu haben. Die Aufzählung von Mängeln in 17 Bio- und Geschichtsbüchern gipfelt in dem Vorschlag der Tester, der Forderung von Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) für bundesweite Einheitsschulbücher zu folgen, um die Konsequenzen der föderalen Schulpolitik zu überwinden.

„Nicht nachvollziehbar und unseriös“, lautet nun das Urteil des Verlagsverbands über den Test. Man wisse nicht, wie viele und welche Fehler die Tester über die im Heft genannten Beispiele hinaus gefunden hätten. „Die Verlage erhalten Noten, aber nicht die Klassenarbeit zurück“, rügt Verbandsgeschäftsführer Andreas Baer. „Solange die Stiftung ihre Testergebnisse nicht offenlegt, bezweifelt der Verband die behauptet hohe Fehlerquote.“ Dass Bücher didaktische Schwächen hätten, sei eine subjektive Bewertung und wird laut Baer zudem durch die Stiftung selbst widerlegt. Die hat nämlich auch Schüler befragt – mit dem Ergebnis, dass die meist günstiger urteilten als die (nicht genannten) Experten.

Unverständlich findet Baer die Vermutung, dass die Kulturhoheit der Länder und die dadurch bedingten unterschiedlichen Schulbuchausgaben die Verlage überforderten. Dafür seien die Redaktionen personell ausgelegt. Allerdings seien Schulen wie Verlage nach den Pisa-Ergebnissen einem „forcierten Reformtempo“ und damit einem „gewaltigen Zeitdruck“ ausgesetzt. Darunter falle die „in vielen Ländern übereilte Einführung des achtjährigen Gymnasiums“.

Die CDU-Bildungspolitikerin Katherina Reiche forderte am Freitag die Hersteller zu mehr Sorgfalt auf. „Die Schulbuchverlage haben die Pflicht, den Lernstoff aktuell und richtig wiederzugeben“, sagte Reiche dem Tagesspiegel. Eltern, Schüler und Lehrer müssten sich darauf verlassen können, dass in den Schulbüchern geschichtliche Daten und naturwissenschaftliche Zusammenhänge korrekt dargestellt werden. „Der Lernerfolg der Schüler hängt ganz wesentlich von der Qualität der Schulbücher ab“, sagte sie. Sollten sich die Vorwürfe der Stiftung Warentest in diesem Umfang bestätigen, sei ein rasches Handeln der Schulbuchverlage angezeigt.

Auch der SPD-Bildungspolitiker Jörg Tauss mahnte die Schulbuchverlage, mehr auf die Qualität der Bücher zu achten. Tauss wies einen Teil der Verantwortung jedoch auch den Kultusministern der Bundesländer zu. Diese seien „verantwortlich für die Qualität des Lehrmaterials“. Ausdrücklich schloss sich der Sozialdemokrat Tauss den Forderungen von Bildungsministerin Schavan an, die Vielfalt der Schulbücher in Deutschland kritisch zu hinterfragen. „Die Menge der unterschiedlichen Schulbücher erschwert jeden Umzug von einem Ort in den nächsten“, sagte Tauss. Dies könne auf Dauer von den Kultusministern nicht ignoriert werden.

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