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Myanmar

© AFP

Birma: Junta blockiert Hilfe - 100.000 Tote?

Vier Tage nach Wirbelsturm "Nargis" läuft unter teils chaotischen Bedingungen die Hilfe für die Opfer an. Tonnen von Gütern hängen jedoch an den Grenzen fest, weil Birmas Regime die Einfuhr verweigert. Nun droht auch noch der Ausbruch von Seuchen. Ungewissheit gibt es unterdessen über die Zahl der Opfer.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat die birmanischen Behörden gemahnt, ausländische Helfer und Hilfsgüter für die Opfer der Wirbelsturmkatastrophe ins Land zu lassen. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR hängen Tonnen von Hilfsgütern für die Opfer der Wirbelsturmkatastrophe an der Grenze des Landes fest. Nach Schätzungen einer Hilfsorganisation sind die Opfer der Katastrophe fast zur Hälfte Kinder. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) drängte die Militärregierung in Birma, auf die internationalen Hilfsangebote für die Sturmopfer zu reagieren.

UN-Flugzeug aus Brindisi gestartet

Die Militärjunta habe noch keine Einfuhrerlaubnis für Lastwagen mit 22 Tonnen Hilfsgütern erteilt, sagte Janet Lim, die Asien-Verantwortliche des UNHCR in Genf. Das Kinderhilfswerk warte auf eine Mitteilung der birmanischen Regierung, wann die in Thailand wartetenden Lastwagen mit den Hilfsgütern die Grenze passieren dürften, sagte Lim. Sobald die Erlaubnis erteilt sei, würde der Transport sich Richtung Rangun in Bewegung setzen.

Ein erstes Flugzeug mit Hilfsgütern startete am Mittwoch von Brindisi aus. Die Regierung in Birma habe eine Luftbrücke des Welternährungsprogramms (WFP) genehmigt, hieß es aus Kreisen der Vereinten Nationen. Der Airbus 300 habe unter anderem Systeme zur Wasserreinigung und - verteilung sowie Notunterkünfte an Bord, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa.

Steinmeier: Deutschland will helfen

Etwa 40 Prozent der Menschen, die im besonders betroffenen Irawadi-Flussdelta lebten, seien unter 18 Jahre alt, sagte Andrew Kirkwood von der Organisation Save the Children in Birma. "Daher vermuten wir, dass 40 Prozent der Toten und Vermissten Kinder sind", fügte er hinzu. Demnach dürfte die Zahl der Opfer weit über den bislang offiziell gemachten Angaben von mehr als 22.000 Toten und einer Million Obdachlosen liegen. Andere Quellen sprechen von weit höheren Opferzahlen. "Wir gehen davon aus, dass mindestens 100.000 umgekommen sind", sagte der Direktor des Büros der Exilregierung im thailändischen Mae Sot, Aung So. Der birmanischen Militärjunta zufolge werden zudem 41.000 Menschen vermisst.

Weitere Berichte aus Birma gaben am Abend Spekulationen um die Todeszahlen neue Nahrung. Allein in dem am schlimmsten verwüsteten Gebiet im birmanischen Irrawaddy-Flussdelta sind nach Angaben der Hilfsorganisation ADRA mindestens 50.000 Menschen ums Leben gekommen. In der Region Piensalu hätten zuvor 150.000 Einwohner gelebt, teilte das Hilfsorganisationenbündnis "Aktion Deutschland Hilft" mit. Die diplomatische Geschäftsträgerin in Rangun, Shari Villarosa sagte nach Angaben des US-Senders CNN, Daten einer unabhängigen internationalen Organisation deuteten auf die Zahl von 100.000 hin.

Die Bundesregierung sei "sehr besorgt angesichts der immer größeren Ausmaße der Katastrophe" in Birma, erklärte Außenminister Steinmeier in Berlin. "Deutschland hat seine Hilfe angeboten und steht für weitere Hilfe bereit", fügte Steinmeier hinzu. "Ich appelliere nochmals an die Behörden in Myanmar, allen Helfern ungehinderten Zugang zu den Katastrophengebieten zu gewähren und eine effektive internationale Hilfsoperation zu ermöglichen." In Deutschland sei die Spendenbereitschaft indes "sehr, sehr groß", sagte die Sprecherin des Bündnisses Entwicklung hilft, Kerstin Reisdorf. Genaue Zahlen gebe es aber noch nicht.

USA: Junta verwehrt Zugang zum Land

"Wir sind zunehmend besorgt über die verzweifelte Lage, in der sich viele Menschen nach dem Zyklon befinden - und wir sind bereit zu helfen", sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Dana Perino, in Washington. Ihren Informationen zufolge habe noch kein Land eine Genehmigung erhalten, den Menschen in Birma zu helfen. Die USA würden versuchen, auch ohne Zugang zum Land so gut wie möglich Hilfe zu leisten, was allerdings schwierig sei.

Die Partei der unter Hausarrest stehenden birmanischen Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi erklärte, die Opfer des Zyklons bräuchten dringend internationale Hilfe. Die Hilfe internationaler Organisationen wie der Vereinten Nationen sei dringend nötig, erklärte die Nationale Liga für Demokratie (NLD) in Rangun. "Es gibt wenig Trinkwasser. Wenn die Menschen aus Verzweiflung schmutziges Wasser trinken, drohen Durchfallerkrankungen", sagte der örtliche Mitarbeiter der Organisation World Vision. (jvo/dpa/AFP)

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