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Politik: Bis zu 100 Tote bei Unglück in der Ukraine

Warschau - Bei dem Unglück in einem Kohlebergwerk in der Ukraine sind am Sonntag vermutlich bis zu 100 Bergleute ums Leben gekommen. Gegen drei Uhr nachts war in rund 1000 Meter Tiefe in der Kohlegrube Sasjadko unweit der Stadt Donezk Methangas ausgetreten und explodiert.

Warschau - Bei dem Unglück in einem Kohlebergwerk in der Ukraine sind am Sonntag vermutlich bis zu 100 Bergleute ums Leben gekommen. Gegen drei Uhr nachts war in rund 1000 Meter Tiefe in der Kohlegrube Sasjadko unweit der Stadt Donezk Methangas ausgetreten und explodiert. Zu jenem Zeitpunkt hielten sich 457 Männer in dem Stollen auf, von denen die meisten gerettet werden konnten. Erschwert wurde die Bergung durch ein Feuer, das über mehrere Stunden in dem Schacht wütete. Nach der Schlagwetterexplosion wurden 80 Tote geborgen, wie die Behörden am Montag mitteilten. 20 Kumpel würden noch vermisst.

In den vergangenen Jahren sind in Sasjadko bei zwei schweren Unglücken bereits mehr als 100 Menschen ums Leben gekommen. Hauptursache für Unfälle ist die veraltete Technik sowie Verstöße gegen einfachste Sicherheitsregeln. Dabei gehört die Sasjadko-Grube, die 1958 in Betrieb genommen wurde und wo 10 000 Männer täglich bis zu 10 000 Tonnen Kohle fördern, nicht einmal zu den ältesten Anlagen der Ukraine. Ein Drittel der Bergwerke ist über einhundert Jahre alt – und wurde praktisch nie modernisiert.

Das ist der Grund, weshalb in der Ukraine neben den Statistiken für Förderkosten, Preisen und Rentabilität der Grube noch eine weitere Liste geführt wird: Wie viele Menschenleben kostet eine Million Tonnen Kohle? Vor zwanzig Jahren mussten dafür im Durchschnitt 1,54 Bergleute ihr Leben lassen. Zehn Jahre danach waren es 3,62 Arbeiter – Tendenz weiter steigend.

Drei Viertel der ukrainischen Bergwerke werden in die höchste Gefahrenstufe eingeordnet. Grund dafür sind vermoderte Stützpfosten, oft fallen die Ventilatoren aus, Stromkabel liegen offen herum, Sauerstofftanks funktionieren nicht. Bisweilen bleiben selbst Gaseintritte unbemerkt, weil keine Sensoren vorhanden sind. Die Weltbank hat der Ukraine in der Vergangenheit zwar mehrere hundert Millionen Dollar für die Sanierung zur Verfügung gestellt. Ein großer Teil des Geldes versickerte allerdings in dunklen Kanälen. Auch deshalb kann ein ukrainischer Bergmann nur rund 100 Tonnen Kohle pro Jahr fördern. Zum Vergleich: Im Nachbarland Polen schafft ein Mann 400 Tonnen, in den Bergwerken der USA gar 4000 Tonnen Kohle. Knut Krohn

Knut Krohn

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