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Politik: Bis zu 70 000 Kinder und Jugendliche schwänzen die Schule - den Schwerpunkt bilden soziale Brennpunkte

Bis zu 70 000 Kinder und Jugendliche in Deutschland verweigern einer Untersuchung zufolge ständig den Schulbesuch. In einigen Großstädten gebe es zudem "Extremfälle", in denen bis zu einem Drittel der Schüler einer Schule dem Unterricht fern bleibt, sagte der Sprecher der Geschäftsleitung des Christlichen Jugenddorfwerkes Deutschland, Dieter Oppermann, am Dienstag vor Journalisten in Berlin.

Bis zu 70 000 Kinder und Jugendliche in Deutschland verweigern einer Untersuchung zufolge ständig den Schulbesuch. In einigen Großstädten gebe es zudem "Extremfälle", in denen bis zu einem Drittel der Schüler einer Schule dem Unterricht fern bleibt, sagte der Sprecher der Geschäftsleitung des Christlichen Jugenddorfwerkes Deutschland, Dieter Oppermann, am Dienstag vor Journalisten in Berlin. Betroffen seien vor allem soziale Brennpunkte, aber auch ländliche Regionen.

Bundesweit müssten durchschnittlich 1,5 Prozent der schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen in Deutschland als "Schulverweigerer" eingestuft werden, fügte Oppermann hinzu. Dies sei das Ergebnis einer Befragung der Kultusministerien aller Bundesländer sowie einer Auswertung von Expertenanhörungen. Das Problem werde von der Öffentlichkeit und den Politikern bislang kaum wahrgenommen, kritisierte er.

Weit verbreitet seien zudem eine "sporadische" Verweigerung oder "bloße physische Teilnahme" am Unterricht. Oppermann zufolge sind die Ursachen für Schulverweigerung in der mangelnden Stabilität innerhalb der Familie, im Umfeld der Kinder und Jugendlichen sowie in den Schulen selbst zu finden. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, müsse die Schule deshalb von einem "Leistungsort" zur "Lebenswelt" werden, die den Schülern sozialen Halt gibt.

Dazu seien unter anderem mehr Lehrer sowie größere Freiräume zur Gestaltung des Unterrichts notwendig, forderte Oppermann. Auch müssten Schule und Jugendhilfe stärker zusammenarbeiten. Bislang gebe es bundesweit etwa 50 Projekte, die in Fällen von Schulverweigerung beraten und unterstützen oder vorbeugend tätig sind. Das Jugenddorfwerk, einer der größten Träger der Jugendbildungs- und Jugendsozialarbeit in Deutschland, unterhält nach eigenen Angaben vier solcher Anlaufstellen.

Weil ein Elternpaar seine drei Kinder aus religiösen Gründen seit Jahren nicht in die Schule schickt, muss es 1 250 Mark Bußgeld bezahlen. Selbst noch so strenge christliche Überzeugungen seien keine Rechtfertigung für einen Schulboykott, urteilte das Amtsgericht Schwabach in Mittelfranken am Montagabend (Az.: Owi 207 Js 19976/98).

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