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Wirklich jetzt? Olaf Scholz' Rechnung von Anfang März war gewagt, doch wäre beinahe aufgegangen.

© Hannibal Hanschke/Reuters

Bis zu zehn Millionen Impfungen pro Woche?: Scholz' Ankündigung scheitert an ausbleibenden Lieferungen

Als Olaf Scholz vor Wochen den Impfturbo versprach, wurde er belächelt. Allerdings wären seine zehn Millionen Impfungen pro Woche beinahe möglich gewesen.

Anfang März ließ sich Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) zu einer gewagten Ankündigung hinreißen. „Es wird bis zu zehn Millionen Impfungen pro Woche geben“, sagte Scholz – und das noch bis Ende Juni.

Schon damals war klar, dass es mit den bestellten Impfdosen nicht funktionieren wird, es waren schlicht zu wenige. Und obwohl die zehn Millionen zusätzlichen Dosen des Impfstoffs von Biontech/Pfizer für das zweite Quartal als Coup für die Impfkampagne gesehen wurden: Diese zehn Millionen Dosen gleichen lediglich ausbleibende Lieferungen anderer Hersteller aus.

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Einer ursprünglichen Schätzung des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) zufolge sollte Astrazeneca zwischen April und Juni rund 17 Millionen Dosen liefern und das deutsche Unternehmen Curevac 3,5 Millionen Dosen seines noch nicht in der EU zugelassenen Impfstoffs.

Bereits seit Wochen ist klar: Es werden im schlechtesten Fall nur 12,5 Millionen Astrazeneca-Dosen sein und nur 2 Millionen Curevac-Dosen. Moderna (mehr als sechs Millionen) und Johnson & Johnson (zehn Millionen) wollen ihre Quartalszusagen laut aktuellem Stand einhalten.

Zu Scholz' Rechnung fehlen 10 Millionen Dosen

Tatsächlich hätten die zehn Millionen zusätzlichen Biontech-Dosen dafür sorgen können, dass Scholz' Ankündigung plötzlich möglich wird. Damit wären rund 110 Millionen Impfdosen seit Beginn der Impfkampagne angekommen, so bleibt es bei den prognostizierten rund 100 Millionen bis Ende Juni. Damit Scholz' Rechnung noch für dieses Quartal aufgeht, müssten also mehr Lieferungen eintreffen, als bislang geplant. So fehlen diese zehn Millionen Dosen.

Mit den Impfstoff-Dosen, die Deutschland bis Ende Juni zur Verfügung stehen sollen, wären weiterhin maximal bis zu 8,3 Millionen verspritzte Dosen in einer Woche möglich. Allerdings nur, falls bis dahin jede Woche durchschnittlich 400.000 mehr Menschen geimpft werden – zuletzt schaffte Deutschland diese Beschleunigung der Impfkampagne nicht ganz.

Und das, obwohl die Zahl der verabreichten Impfdosen Anfang April, aufgrund der Impfungen in Arztpraxen, sprunghaft gestiegen ist. Als Scholz seine Aussage Anfang März tätigte, wurden in Deutschland wöchentlich etwas mehr als eine Million Menschen geimpft. Seit Anfang April sind es durchschnittlich 3,5 Millionen vergebene Dosen pro Woche.

Was Scholz Hoffnung geben wird: An den Impfstoff-Lieferungen ist abzulesen, dass die Impfkapazitäten kontinuierlich wachsen werden. Allein 50 der rund 80 Millionen Dosen, die im zweiten Quartal in Deutschland ankommen sollen, liefert Biontech/Pfizer. Derzeit sind es rund 2,5 Millionen pro Woche.

Während es im Mai bereits rund 3,5 Millionen pro Woche sein sollen, sind im Juni mehr als 5 Millionen gelieferte Dosen pro Woche geplant. Letzteres hängt damit zusammen, dass im Juni die Impfungen durch Betriebsärzte hinzukommen.

„Was mich zuversichtlich macht, ist, dass unser Hauptlieferant Biontech sehr zuverlässig liefert“, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zuletzt. Denn er weiß: Darauf ist die deutsche Impfkampagne auch angewiesen – aufgrund der Unsicherheitsfaktoren Astrazeneca, Johnson & Johnson sowie Curevac.

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