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Alois Glück, der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) posiert vor einer Skulptur zum Katholikentag in Mannheim.

© dapd

Bischöfe in der Kritik: Katholikentag stellt sich dem Kulturwandel

Zum Auftakt des Katholikentags in Mannheim sind die kritischen Töne in Richtung Bischöfe nicht zu überhören. Viele Gläubige warten immer noch vergeblich auf die versprochenen Konsequenzen aus den Missbrauchsskandalen.

Viel Zeit bleibt nicht. In den kommenden drei bis vier Jahren wird sich die Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland entscheiden, schätzt Alois Glück, der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). Der „Glaubensabbruch“ werde die Sozialstruktur in den Gemeinden „drastisch“ verändern, die Zahl der Priester gehe dramatisch zurück. Gelingt ein „tiefgreifender Kulturwandel“, wie ihn Glück am Dienstag in Mannheim forderte? Diese Fragen beschäftigen das ZdK auf seiner Vollversammlung und auch den Katholikentag, zu dem das ZdK von Mittwoch bis Sonntag nach Mannheim eingeladen hat. 60 000 Teilnehmer werden erwartet.

Viele Katholiken haben ihrer Kirche den Rücken gekehrt, die Piusbrüder oder die Missbrauchsfälle waren oft nur der letzte Anlass. Die Gräben sind tief geworden, die verschiedenen Gruppen innerhalb der Kirche finden kaum noch eine gemeinsame Sprache. „Die Situation unserer Kirche ist aber mehr als die Summe ihrer Defizite“, beschwor Glück die Delegierten des ZdK – und versuchte Mut zu machen, das Verbindende zu suchen. Die „Versorgerkirche“ sei überholt, in der allein der Priester im Mittelpunkt steht. Laien und Kleriker, Frauen und Männer müssten endlich partnerschaftlich zusammenarbeiten; Der Katholikentag zeige eine Kirche, „die die Lebenswirklichkeit der Menschen nicht aus dem Blick verliert, die barmherzig ist und sich nicht ängstlich aus der Welt zurückzieht“. So steht es im „Mannheimer Aufruf“, den das Zdk am Dienstag verabschiedet hat. Die kritischen Töne in Richtung Bischöfe sind nicht zu überhören.

Als Reaktion auf die Missbrauchsskandale hatte die Bischofskonferenz 2011 einen „Dialogprozess“ angestoßen, um das Vertrauen des Kirchenvolkes zurückzugewinnen. Es ging hoffnungsvoll los, und in vielen Gemeinden haben sich neue Aufbrüche entwickelt. Doch nun kommen vielen Zweifel: Nimmt die Bischofskonferenz die Sache wirklich ernst? Denn konkrete Ergebnisse gibt es noch nicht.

Auf dem Katholikentag liegen große Erwartungen, er ist wichtig für die Stimmung. 1200 Veranstaltungen listet das Programmheft auf. Gleich am Donnerstag diskutiert Klaus Mertes, der frühere Leiter des Berliner Canisius-Kollegs, der 2010 den Missbrauchsskandal ins Rollen brachte, mit dem Berliner Kardinal Rainer Maria Woelki über das Thema „Auftreten statt austreten“, und Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) macht sich Gedanken, was vom Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils geblieben ist, das vor 50 Jahren der katholischen Kirche die Fenster zur Moderne geöffnet hat.

Auch die Politik spielt eine Rolle auf dem Katholikentag. Am Freitag spricht die Bundeskanzlerin über die demografische Entwicklung, Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) über das Schuldenmachen, Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) über den Zusammenhalt der Gesellschaft.

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