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Zollitsch

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Bischofskonferenz: Gottes Optimist

Robert Zollitsch, der neue Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz, tut etwas Mutiges: Er setzt auf den Nachwuchs.

Man könnte ihn einen Spätberufenen nennen. Kurz bevor Robert Zollitsch als kirchlicher Personalchef die Pensionsgrenze erreichte, ernannte ihn der Papst zum Erzbischof von Freiburg. Fünf Jahre später wählten die deutschen Oberhirten den 69-Jährigen an ihre Spitze – und seither weht ganz oben in der deutschen Kirche ein neuer Wind.

Der Freiburger Erzbischof ist jung geblieben in seinem Denken und weiß die Menschen anzusprechen. Während Vorgänger Karl Lehmann gerne komplizierte Grundsatzreferate hielt, bringt Zollitsch die Dinge ohne viele Schnörkel auf den Punkt. Und seine Ansichten sind so vielschichtig und erfahrungsnah wie sein Lebenslauf. 1938 in Filipovo im ehemaligen Jugoslawien geboren, wurde seine Familie am Ende des Zweiten Weltkrieges vertrieben. Titos Partisanen quälten die Flüchtlinge monatelang in einem Arbeitslager, seinen 16-jährigen Bruder richteten sie hin. Über Ungarn gelangte die Familie schließlich nach Deutschland, wo sie in Mannheim eine neue Heimat fand.

Unprätentiös spricht Zollitsch von diesem Kriegstrauma und seinen Glaubenszweifeln als Jugendlicher, von seiner ersten Liebe und seiner Suche auf dem Weg zum Priesterberuf. Über Themen wie Zölibat oder Ökumene redet er so, wie er denkt – klar und realistisch. So verweist er mit Seitenblick auf die Konstitution „Presbyterorum ordinis“ des Zweiten Vatikanischen Konzils darauf hin, dass der Zölibat keine theologische Notwendigkeit sei. Hier dürfe es keine „Denkverbote“ geben. Gleichzeitig betont er, dass eine Abschaffung des Zölibats derzeit die globale Einheit der katholischen Kirche gefährden würde. Unverblümt spricht er auch über das gewandelte und nicht mehr ungetrübte Verhältnis zwischen katholischer Kirche und Christdemokraten. Dagegen lobten nach dem ersten Treffen mit den Grünen beide Seiten die „offene und herzliche Atmosphäre“.

Als Freiburger Oberhirte machte sich Zollitsch als einer der Ersten daran, die unter Priestermangel leidenden Gemeinden zu Seelsorgeeinheiten zusammenzufassen. „Das kirchliche Leben hat sich in der Vergangenheit sehr auf den Priester konzentriert. Das ist nicht der Weg, der in der Zukunft alleine trägt“, lautete seine Reformdevise, die auch für manche andere Diözese wegweisend ist. Er setzte darauf, Seelsorge künftig in mehr Hände zu legen – in die von Diakonen, Ordensleuten, Pastoral- und Gemeindereferenten, Religionslehrern und Ehrenamtlichen. Mutiger als bisher müsse die Kirche auf die neuen Fragen der Zeit zugehen, sagte er damals.

„Wer sich bewahren will, muss sich ändern“, lautet sein Motto als Bischof und nun auch als Vorsitzender der Bischofskonferenz. Das kommt gut an vor allem bei den Jungen, die Zollitsch auf dem Katholikentag in Osnabrück erstmals in seiner neuen Spitzenrolle erleben können. Insgesamt vier Mal tritt er auf, mehr als jeder andere Bischof. „Ich erhoffe mir einen Katholikentag der Jugend, der Freude und der Hoffnung“, sagte er im Vorfeld des Christentreffens. „Wir brauchen keine verdrossene und von Selbstzweifeln geplagte Kirche.“ Schwarzseher und Angstmacher gebe es genug. „Sie lähmen und führen nicht in die Zukunft.“

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