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Bischofskonferenz: Zollitsch bittet um Fairness für die Kirche

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann ist zum zentralen Beauftragten für das Thema sexueller Missbrauch Minderjähriger im kirchlichen Bereich ernannt worden. Die katholischen Bischöfe betonen, dass der Zölibat nicht der Grund für das Problem sei.

Freiburg - Die katholischen Bischöfe haben den Trierer Bischof Stephan Ackermann zum zentralen Beauftragten für das Thema sexueller Missbrauch Minderjähriger im kirchlichen Bereich ernannt. Das beschlossen die Bischöfe der 27 katholischen Diözesen am Donnerstag zum Abschluss ihrer Frühjahrsvollversammlung in Freiburg. Ackermann soll „die Zusammenarbeit zwischen den Bistümern und mit den Orden ausbauen“ sowie Kontakt zu zivilgesellschaftlichen Initiativen gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen knüpfen. Von diesen Initiativen wolle man lernen, wie man die Prävention verbessern könne. Der 46-jährige Ackermann soll dafür einen Mitarbeiterstab bekommen, der bei der Bischofskonferenz eingerichtet werden soll. Außerdem verpflichten sich die Bischöfe, eine bundesweite Hotline einzurichten. Wie und ob Opfer entschädigt werden, sei „Sache der einzelnen Bistümer“, sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch. Einen zentralen Fonds für Entschädigungszahlungen oder einen Runden Tisch wie im Fall der misshandelten Heimkinder werde es nicht geben.

Die Bischöfe wollen künftig die Staatsanwaltschaft einschalten, „sobald ein begründeter Fall von Missbrauch vorliegt“, sagte Zollitsch. Das sei „gängige Praxis“, aber in den „Leitlinien zum Umgang mit sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche“ nicht so ausdrücklich formuliert. Die Bischofskonferenz hatte diese Leitlinien 2002 verabschiedet. Ein Arbeitskreis aus Personalchefs der Bistümer und externen Beratern wurde mit der Überprüfung der Leitlinien beauftragt. Bis Sommer sollen Veränderungsvorschläge vorliegen. Man will auch darüber nachdenken, ob man künftig jeden Verdachtsfall anzeigen soll. Der forensische Psychiater Norbert Leygraf aus Essen hatte den Bischöfen allerdings davon abgeraten. Das würde Opfer abschrecken, sich zu offenbaren.

„Wir wollen eine ehrliche Aufklärung, frei von falscher Rücksichtnahme, auch wenn uns Vorfälle gemeldet werden, die schon lange zurückliegen“, betonten die Bischöfe in ihrer Abschlusserklärung. Sie gestanden ein, das Ausmaß der Verfehlungen „bislang unterschätzt“ zu haben. Ausdrücklich erklärten die Bischöfe, dass der Zölibat, wie Fachleute bestätigt hätten, „nicht Schuld am Verbrechen sexuellen Missbrauchs“ ist. Wohl aber wolle man in der Priesterausbildung „bessere Hilfen zur Stärkung der psychosexuellen Reife“ der Kandidaten anbieten.

„Wir erbitten uns von der Öffentlichkeit einen fairen Umgang mit uns“, sagte Erzbischof Zollitsch. Der Konflikt mit Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP), die der Kirche mangelnde Rechtstreue unterstellt hatte, sei für ihn „im Augenblick beendet“. Die Ministerin habe in einem Brief an Zollitsch die öffentlichen Äußerungen der Kirche zum Umgang mit sexuellem Missbrauch gewürdigt und die Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft bei der Aufklärung anerkannt. Man sei auch dabei, einen Gesprächstermin mit der Ministerin zu vereinbaren, sagte Zollitsch.

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