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Politik: Blair will US-Raketenabwehr auf britischem Boden

Premierminister verspricht sich besseren Schutz Europas / Massenproteste in London

London - Wie Polen ist auch Großbritannien an dem geplanten amerikanischen Raketenabwehrsystem interessiert. Eine Regierungssprecherin bestätigte am Wochenende, dass „auf verschiedenen Ebenen“ mit den USA über eine Stationierung der Abwehrraketen auf einem Stützpunkt in Großbritannien verhandelt werde. Das Magazin „Economist“ berichtete, Premier Tony Blair setze sich seit dem Herbst in Geheimverhandlungen persönlich für Stationierung ein. Die Regierung sehe darin einen „wichtigen Schritt, um Europa unter den Schutz der Raketenabwehr zu bringen“, so Downing Street.

Das System ist von Russlands Präsident Wladimir Putin bereits scharf verurteilt worden, weil es das militärische Kräftegleichgewicht störe. Der russische General Nikolai Solovtov bezeichnete Abwehrraketen in Polen oder der tschechischen Republik als legitime Ziele für russische Raketen. SPD-Chef Kurt Beck warnte am Sonntag vor den Auswirkungen einer Raketenstationierung in Osteuropa. Sich Raketen „vor die Nase zu setzen“, sei die Antwort von gestern. Ein Einsatz in Großbritannien gilt diplomatisch dagegen als weniger kontrovers. Die Briten sind an dem amerikanischen „Star Wars“-System bereits durch eine Radaranlage am Fliegerstützpunkt Fylingdale in Yorkshire beteiligt.

Westliche Verteidigungsexperten betonen, dass sich die Raketenverteidigung nicht gegen Russland richtet und gegen Russlands Raketenarsenale gar keine Chance hätte. Laut dem Chef der amerikanischen „Missile Defence Agency“, Generalleutnant Henry Obering, wird die Raketenabwehr zum Schutz vor neu entstehenden Bedrohungen aus dem Nahen und Mittleren Osten gebraucht.

Blairs Raketenpläne und die Entscheidung, das britische Atomwaffensystem Trident zu erneuern, haben in Großbritannien eine heftige Debatte ausgelöst. Zehntausende demonstrierten am Samstag in London gegen eine Wiederauflage des Kalten Krieges und forderten einen sofortigen Abzug aller britischen Soldaten aus dem Irak und Afghanistan. mth

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