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Blockade in Bangkok: Letzter Aufruf Thailand

Demonstranten stürmten den Flughafen in der thailändischen Hauptstadt Bangkok. Tausende Touristen sitzen fest. Die Polizei ist machtlos. Es droht ein Militärputsch. Wie gefährlich ist die Krise in Thailand?

Die Demonstranten auf dem Flughafen in der thailändischen Hauptstadt Bangkok haben eine einfache Botschaft. "Kampf! Kampf! Kampf!", brüllten sie. Sie fordern den Rücktritt der Regierung und lassen niemanden mehr zur Abfertigungshalle. In der Nacht zum Mittwoch explodierten drei Sprengsätze, vier Demonstranten wurden verletzt. Tausende Reisende sitzen fest, darunter auch 400 Deutsche. Die Urlaubsgebiete im Süden sind bisher nicht von den Unruhen betroffen. Deutsche Reiseveranstalter haben aber Flüge nach Bangkok gestrichen. Die einflussreichen Streitkräfte sprachen sich bereits für Neuwahlen aus, was von den Demonstranten aber umgehend zurückgewiesen wurde. Ministerpräsident Somchai Wongsawat müsse erst zurücktreten.

Seit knapp drei Jahren steckt Thailand in einer Krise. Seitdem gab es drei Wahlen, zwei Parlamentsauflösungen, drei Parteiverbote, einen Putsch und eine neue Verfassung. Das südostasiatische Königreich, seine Majestät Bhumibol Adulyadej ist Staatsoberhaupt, ist eine Demokratie mit vielen Problemen. Seit 1934 gab es 18 Staatsstreiche. Ab 2001 schien Stabilität einzukehren, weil der beliebte Milliardär Thaksin Shinawatra Premier wurde, erfolgreiche Wirtschaftspolitik machte und zwei Mal wiedergewählt wurde. Aber Thaksin missbrauchte seine Macht. Er war korrupt, gängelte Kritiker und ließ Drogenhändler ohne Verfahren erschießen. Deshalb entstand eine Anti-Thaksin-Bewegung. Nach Massenprotesten griff das Militär ein und übernahm vorübergehend die Regierung. Thaksin wurde wegen Korruption angeklagt, er floh vor seiner Verurteilung und lebt jetzt im Exil.

Die Mittel der PAD sind nicht gerade demokratisch

Seitdem ist Thailand gespalten in Thaksin-Anhänger und Thaksin-Gegner. Bei Wahlen gewinnt das Thaksin-Lager immer mit den Stimmen der Landbevölkerung. Die Thaksin-Partei macht Politik, die Armen hilft. Auf der anderen Seite stehen die parlamentarische Opposition, die städtische Mittelschicht, Teile der Wirtschaft, das Militär und das Königshaus. Alle wollen, dass das Thaksin-Lager abtritt. Hauptvorwürfe sind Korruption und Wahlbetrug. Viele Thaksin-Gegner haben sich in der "Volksallianz für Demokratie" (PAD) zusammengeschlossen. Der Name führt aber in die Irre. Die PAD will einen Teil des Parlaments in Zukunft nicht mehr wählen sondern ernennen lassen. Und die Mittel der PAD sind nicht gerade demokratisch: PAD-Aktivisten haben nicht nur den Flughafen in Thailands Hauptstadt lahmgelegt, sie blockieren seit Ende August auch den Sitz der Regierung in Bangkok.

Die Lage ist sehr angespannt. Die Wahrscheinlichkeit für anhaltende Protestaktionen, Ausschreitungen und Sprengstoffanschläge ist größer geworden. "Das Land leidet unter dieser Krise. Die Regierung sollte dem Volk die Macht zurückgeben", sagte Armeechef Anupong Paochinda. Einen Putsch wie vor zwei Jahren soll es dieses Mal angeblich nicht geben. Allerdings war diese Option offenbar unter Militärs durchaus diskutiert worden. "Alle Armeekommandeure sind übereingekommen, dass ein Putsch nicht der richtige Weg ist", sagte General Anupong.

Das Auswärtige Amt in Berlin hat eine Hotline geschaltet (030/5000600601). Thailandreisende erhalten hier aktuelle Informationen.

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