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Politik: Blonde bevorzugt

Ole von Beust ist populär, aber das ist nicht allein sein Verdienst. Er hat auch Glück

Die Demoskopie hält Überraschendes bereit. Vor zwei Jahren war Thomas Mirow populärer als Ole von Beust. Er war, so Infratest dimap, „der beliebteste Hamburger Spitzenpolitiker“. Was ist geschehen, dass Beust zum Volkshelden und Wahlfavoriten wurde? Ist es die Person? Liegen dem Verdienste oder glückliche Umstände zugrunde?

Beusts Trumpfkarten sind seine Popularität und die Sympathie, die ihm zufliegt. Sein Kompetenzprofil dagegen bleibt diffus und vage. Wofür immer er stehen mag – Ole ist nicht zu fassen. Den CDU-Leistungsträgern des Senats, Peiner und Uldall, kann er nicht das Wasser reichen. Die Arbeit des von Beust geführten Senats wird von der Mehrheit der Hamburger negativ bewertet. Womit Beust zu punkten versucht, geht entweder auf die SPD (zum Beispiel Hafencity) oder auf Schill (innere Sicherheit) zurück. Führungskraft ist nicht seine Stärke. Er regiert, indem er regieren lässt. Erst wenn der Karren gegen die Wand zu rasen droht, zieht er die Notbremse.

Hamburg ist Oles beschauliche Welt. Ob Schule, Studium oder Beruf – nie reichte der Horizont weiter als bis zu Michel und Alster. Mit sechzehn band er sich als politischer Frühstarter an die Elbe-CDU. Anders als Wulff in Niedersachsen oder Koch in Hessen ist er jedoch nie zum oppositionellen Jungstar mit einem markanten politischen Profil aufgestiegen. Stattdessen ging er auf innerparteiliche Ochsentour. Politik lernte er im Schatten des Patriarchen Echternach und an der Seite seines Förderers Dirk Fischer. Über Beust als Parteireformer ist nichts überliefert. Er blieb der ewige Sunnyboy der Partei, während sich durch Weggang die Reihen ambitionierter Hamburger CDU-Talente lichteten. Sieht man ihn aus der Nähe, wollen Mimik, Gestik und Kopfhaltung nicht so recht eine bürgermeisterliche Aura erzeugen. Redet er, will ein Rest nervöser Klassensprecherattitüde nicht von ihm weichen.

Beust hat seine Helfer. Wie euphorisiert steht hinter ihm das betuchte Hamburg. Für Geldadel und Kaufmannschaft bildet Beust den politischen Börsenrenner. Verheißt er doch, die nicht ganz einwandfrei eroberte sozialdemokratische Trutzburg Hamburg auf Jahre hinaus schleifen zu können. Und dann die Springer-Blätter. Erst schrieben sie Schill als Steigbügelhalter für die Bürgermeisterkarriere von Beust hoch. Als der Politikdesperado, wie zu erwarten, den Untergang von Beust betrieb, stilisierten sie ihn als Biedermann zur verfolgten Unschuld und zum moralischen Helden. Jetzt erst geriet Schill zum Brandstifter und Schurken.

Als unpolitischer ideeller Gesamthamburger, integrer Saubermann und nette Identifikationsfigur der Stadt ist Beust für die Opposition nur schwer angreifbar. Sein Stern strahlt hell, weil nach 2001 um die Hamburger SPD Nacht ward. Dem Regierungsverlust folgte ein Kehraus an Köpfen. Kein Oppositionsführer im Hamburger Stadtparlament, der als gleichwertiger Rivale dem Bürgermeister Paroli geboten hätte. Mirow als Herausforderer dementiert durch seine Person, der unpolitischen Popularität von Beust etwas anhaben zu können.

Joachim Raschke, Elmar Wiesendahl

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