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Bhutto Pakistan

© AFP

Blutbad in Karachi: Doppelanschlag auf Benazir Bhutto - 125 Tote

Bei einem Anschlag auf den Konvoi der zurückgekehrten ehemaligen pakistanischen Regierungschefin Benazir Bhutto kamen offiziellen Angaben zufolge 125 Menschen ums Leben, mehr als 320 wurden verletzt. Die Politikerin selbst blieb unversehrt.

Nach ersten Augenzeugenberichten soll es zwei Explosionen gegeben haben. Eine der Bombe war in einem am Straßenrand parkenden Auto deponiert. Eine weitere Bombe muss von Selbstmordattentätern, die ebenfalls in einem Auto saßen, gezündet worden sein. Störsender rund um die Autos von Benazir Bhutto sollen eine Fernzündung unmöglich gemacht haben. Eine der Bomben explodierte neben einem Polizeiwagen, der dem Bus Bhuttos folgte. Hinter dem Auto folgte eine dichte Menschenmenge, in der die meisten Opfer zu beklagen waren.

Pakistans Informationsminister Tariq Azim Khan sprach von einem "schrecklichen Verbrechen". Offizielle Stellen berichteten in der Nacht von 125 Toten. 320 Menschen wurden verletzt. Unter den Verletzten befinden sich viele noch in Lebensgefahr. Auch 20 Polizisten sollen bei den Anschlägen ums Leben gekommen sein. Die genauen Zahlen sind noch unklar. Die Rettungskräfte konnten wegen der Menschenmassen und dem ausgebrochenen Chaos nur schwer zum Unglücksort durchdringen. Das pakistanische Fernsehen zeigte Bilder verstümmelter Leichen, Blut und völlig zerstörte Autos an der Unglücksstelle.

Gepanzerter Bus rettet Bhutto das Leben

Nach ihrer Ankunft wollte Bhutto zunächst zum Mausoleum von Pakistans Staatsgründer Muhammad Ali Jinnah und später zu ihrer Familienresidenz fahren. Menschenmassen waren am Rande der Strecke, weshalb der Zug der Ex-Premierministerin seit Stunden nur schrittweise voran kam. Mehr als 10.000 Polizisten sollten für Bhuttos Sicherheit sorgen. Bhutto soll nach Informationen der BBC wenige Minuten vor dem Anschlag in das Innere des gepanzerten Busses gegangen sein und daher unverletzt überlebt haben.

Die Täter werden im islamistischen Spektrum vermutet. Die ehemalige Premierministerin hat allerdings zahlreiche Feinde in dem von politischen Unruhen erschütterten Land. Diverse Nachrichtenagenturen meldeten im Laufe des Tages bereits Todesdrohungen der Taliban gegen Benazir Bhutto. Auch zahlreiche islamistische Gruppierungen in Pakistan drohten mit Anschlägen bei der Rückkehr der wegen Korruption verbannten Politikerin.

Chaos am Ort des Anschlags

Anschlag auf Bhutto
Der Bus von Benazir Bhutto ist völlig zerstört. Dennoch hatte die Politikerin Glück, dass die Detonationen hinter dem Fahrzeug stattfanden. Unter ihren Anhängern herrscht Entsetzen. -

© AFP

Benazir Bhutto war das Ziel, aber sie wurde nicht verletzt", sagte ein hochrangiger Vertreter von Bhuttos Volkspartei PPP. Tausende Anhänger säumten die Straßen nachdem die Politikerin am Nachmittag nach acht Jahren im Exil wieder nach Pakistan zurückgekehrt war.Innenminister Aftab Sherpao bezeichnete den Doppelanschlag als "Terrorakt". "Das war ein gegen Benazir Bhutto gerichteter terroristischer Akt und hatte zum Ziel, den Demokratieprozess sabotieren", sagte Sherpao. Es habe sich höchstwahrscheinlich um Selbstmordattentate gehandelt. Eine Fernzündung von Sprengsätzen sei wegen der an den Sicherheitsfahrzeugen angebrachten Störsender nicht möglich gewesen. Bhuttos Ehemann machte unterdessen den pakistanischen Geheimdienst für den Anschlag verantwortlich. "Wir beschuldigen den Geheimdienst und fordern, dass gegen ihn vorgegangen wird", sagte Asif Ali Zardari dem Fernsehsender ARY ONE.

Hunderttausende säumten die Straßen

Nach mehr als acht Jahren im selbst gewählten Exil wurde Bhutto bei der Rückkehr in ihre Heimatstadt Karachi triumphal empfangen. Unmittelbar nach ihrer Landung sagte Bhutto Militärmachthaber Pervez Musharraf den Kampf an. Ihr Ziel sei die Wiederherstellung der Demokratie und das Ende der "Militärdiktatur", sagte die Parteichefin auf Lebenszeit. Pakistanischen Medienberichten zufolge hießen Hunderttausende begeisterte Anhänger Bhutto in der südpakistanischen Wirtschaftsmetropole willkommen. Ihre Volkspartei PPP sprach sogar von zwei Millionen Menschen auf den Straßen.

Die USA haben den blutigen Anschlag verurteilt. Die Verantwortlichen für das Verbrechen in Karachi "haben lediglich das Ziel, Angst zu schüren und die Freiheit einzuschränken", sagte der Sprecher des Außenministeriums, Tom Casey.

Die USA stünden weiterhin an der Seite Pakistans, um die Bedrohung des Terrorismus auszumerzen und eine friedliche und demokratische Gesellschaft aufzubauen, hieß es weiter. Casey betonte, dass der Anschlag einer friedlichen politischen Versammlung galt. "Es gibt keinen politischen Grund, der den Mord an unschuldigen Menschen rechtfertigen kann", hieß es in der Erklärung. (mit dpa/AFP)

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