zum Hauptinhalt

Politik: Blutiges Wochenende

Die Gewalt im Irak scheint kein Ende zu nehmen. Bei blutigen Gefechten im Westen des Iraks und einem Selbstmordanschlag in einem vollbesetzten Bagdader Restaurant sind am Wochenende bis zu 100 Menschen ums Leben gekommen. (19.06.2005, 19:11 Uhr)

Bagdad/Tikrit/Kuwait-Stadt - Am Sonntag zündete ein Attentäter in einem Restaurant neben der so genannten Grünen Zone im Zentrum von Bagdad einen Sprengstoffgürtel. Nach Augenzeugenberichten starben mit ihm mindestens 20 Menschen, 34 weitere wurden verletzt. Unter den Opfern waren mehrere Polizisten. In der streng abgeriegelten Grünen Zone, die auch von den Amerikanern genutzt wird, trifft sich die Übergangsregierung.

Bei der am Freitag begonnenen US-Operation «Speer» im Westirak wurden nach Darstellung des US-Militärs schon rund 50 Aufständische getötet. Opfer unter den Soldaten oder Zivilisten habe es nicht gegeben, hieß es. Krankenhausärzte in Al-Kaim berichteten dagegen von mindestens 20 getöteten Zivilisten und 30 Verletzten. Laut Augenzeugen hielt der Flüchtlingsstrom aus Al-Kaim in die Wüste trotz Temperaturen um 45 Grad unvermindert an. In Karabila befreiten die Soldaten nach eigenen Angaben vier irakische Geiseln, die von den Extremisten misshandelt und an der Wand angekettet worden waren.

Am Samstag begannen 1000 US-Soldaten nach Militärangaben eine weitere Offensive im Westen. Ziel der Operation «Dolch» am Tharthar- See sei es, Waffenverstecke auszuheben und zu verhindern, dass Aufständische die Region als Basis für Anschläge nutzten.

Die Übergangsregierung berichtete am Sonntag, irakische Sicherheitskräfte hätten bei einer Razzia Ende Mai einen Terroristen mit Beziehungen zu dem jordanischen Top-Terroristen Abu Mussab al- Sarkawi festgenommen. Er sei an mehr als 60 Sprengstoffanschlägen beteiligt gewesen.

Bei einem Selbstmordanschlag auf ein Verbindungsbüro der amerikanischen und irakischen Armee in Tikrit starben am Sonntag der Attentäter, ein irakischer Soldat und zwei Zivilisten. Ein Korrespondent des Nachrichtensenders Al-Arabija wurde verletzt, als Unbekannte am Samstag vor einem Restaurant in Bagdad das Feuer auf ihn eröffneten.

In Sadat al-Hindija südlich von Bagdad ermordeten Unbekannte einen Ex-Offizier, der unter Saddam Hussein eine wichtigen Position in der Baath-Partei bekleidet hatte und an der Niederschlagung des Schiiten- Aufstandes von 1991 beteiligt gewesen war. Nach Polizeiangaben war er vor dem Sturz des Saddam-Regimes nach Syrien geflohen und erst vor einigen Tagen zurückgekehrt. Es war das dritte Attentat auf einen Baathisten in der Region innerhalb einer Woche.

In Samarra wurden die Leichen von zwei bei der US-Armee als Vertragsarbeiter beschäftigten Irakern gefunden. In Bedschi befreite die Polizei zwei am Freitag entführte Ingenieure. (tso)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false