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Politik: Bodentruppen - ein Interviewthema

WASHINGTON (tog/Tsp).Das brisante Thema war am Wochenende in der amerikanischen Öffentlichkeit allgegenwärtig: Bodentruppen.

WASHINGTON (tog/Tsp).Das brisante Thema war am Wochenende in der amerikanischen Öffentlichkeit allgegenwärtig: Bodentruppen.Es beherrschte die Medien in den USA.Im Konferenzsaal beim NATO-Jubiläumsgipfel spielte es offenbar keine tragende Rolle.Tagelang hatten Zeitungen und Fernsehsender in einer Art publizistischem Dauerfeuer über den möglichen Einsatz von Bodentruppen im Kosovo wild spekuliert.Alles, was im Washingtoner Sicherheitsestablishment Rang und Namen hatte, wurde dazu befragt.Die NATO muß Kurs halten und darf im Interesse der geschundenen Menschen, die in den albanischen und mazedonischen Flüchtlingslagern oder in den Bergen des Kosovo vegitieren, dem mörderischen Regime in Belgrad nicht nachgeben, war schließlich die Botschaft der 19 NATO-Staaten nach draußen.

Das publizistische Szenario: Der "Falke" Blair, der am stärksten mit dem Feuer spielt, obwohl gerade die Briten gar keine Truppen mehr haben, die sich an diesem Abenteuer beteiligten könnten, und Gastgeber Bill Clinton, der im veränderten öffentlichen Klima zu wanken schien und sich den Spekulationen über den Bodentruppen-Einsatz offenbar nicht mehr entziehen konnte.Auf der anderen Seite die Europäer, die Deutschen, die Italiener und gar die Griechen, die sich der im fernen Washington geborenen Idee strikt widersetzten.

Die Bodentruppen-Debatte in den USA führt den Europäern vor Augen, wie fern man tatsächlich in Washington von der Realität des Krieges im Kosovo, von der Vertreibung und den Problemen des Balkan ist.Bezeichnenderweise wird stets der Golfkrieg zum Vergleich herangezogen, der unter völlig anderen Voraussetzungen und völlig anderen geographischen Bedingungen geführt wurde.Der Kosovo-Krieg, wieder ein Krieg der Hochtechnologie und der intelligenten Waffen, bei dem bisher keine eigenen Toten zu beklagen waren und bei dem auch der Gegner keine Verluste zugibt.

Doch selten war die Diskrepanz zwischen dem, was die Medien in den Mittelpunkt stellten, und dem, was am großen Konferenztisch passierte, so groß, wie bei diesem außerordentlichen NATO-Gipfel in Washington."Ich habe keinen einzigen Amerikaner gehört, der Bodentruppen im Kosovo gewollt hätte", sagt Verteidigungsminister Rudolf Scharping.Auch der US-Präsident blieb auf Kurs und ließ über den Einsatz der GIs in einem feindlichen Umfeld nicht mit sich reden.

Und dann ließ ein Interview von Bundeskanzler Gerhard Schröder aufhorchen, es stiftete am Sonntag Verwirrung.Der Kanzler habe dem US-Fernsehsender CNN gesagt, auch Deutschland werde Bodentruppen im Kosovo unterstützen, sollte die NATO sich dazu entschließen, hieß es.Das Dementi entsprechender Meldungen kam postwendend aus Bonn.Nie habe der Bundeskanzler so etwas gesagt, erklärte die Regierung.Parallelen zum jüngsten Besuch von Umweltminister Trittin in den USA kamen manchem sofort in den Sinn, war Schröder doch von mehreren Korrespondenten in dem zitierten Sinne verstanden worden.Doch die Bundesregierung stellte klar, Schröder hat CNN gesagt: "Wir haben eine in der NATO gemeinsam entwickelte Strategie.Diese Strategie kann nur gemeinsam verändert werden und sieht keine Bodentruppen vor." Gerhard Schröder bezeichnete die Diskussion um einen möglichen Einmarsch von Soldaten als eine "rein theoretische Debatte".

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