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Politik: Boeing-Chef muss wegen Liebesaffäre gehen

Boeing-Chef Harry Stonecipher hat wegen der Beziehung zu einer Mitarbeiterin seinen Job verloren. Durch die Affäre sei Stonecipher nicht in der Lage, den Konzern zu führen, entschied der Verwaltungsrat.

Chicago (07.03.2005, 15:05 Uhr) - Die wirtschaftliche Lage des Flugzeugbauers habe nichts damit zu tun, teilte der Konzern mit. Die nicht näher genannte «weibliche Führungskraft» sei Stonecipher nicht direkt unterstellt gewesen und weder ihrer Karriere noch ihr Einkommen seien durch die Beziehung beeinflusst worden, betonte das Unternehmen. Die Untersuchung sei durch anonyme Hinweise ausgelöst worden.

Kommissarischer Nachfolger wurde der bisherige Finanzchef James A. Bell (56). Er werde sofort intern und außerhalb des Unternehmens die Suche nach einem neuen Konzernchef beginnen. Bell arbeitet seit 32 Jahren bei Boeing und ist seit November 2003 Finanzchef. Der hoch angesehene Boeing-Veteran Stonecipher war im Dezember 2003 aus dem Ruhestand geholt worden, nachdem Konzernchef Phil Condit in einer Affäre um Pentagon-Bestellungen zurückgetreten war. Stonecipher war zuvor schon Boeing-Präsident und Vize-Verwaltungsratschef gewesen.

Das Verhalten Stoneciphers sei nicht mit dem Boeing- Verhaltenskodex vereinbar gewesen, entschied der Verwaltungsrat. Die Fakten hätten ein schlechtes Licht auf das Urteilsvermögen Stoneciphers geworfen. Seine Fähigkeit zur Führung des Unternehmens sei beeinträchtigt, erklärte der Verwaltungsratsvorsitzende Lew Platt. Das Aufsichtsgremium habe die Entscheidung nach einer Untersuchungen von Rechtsanwälten innerhalb und außerhalb des Unternehmens getroffen. Stonecipher sei bereits am Sonntag zum Rücktritt aufgefordert worden.

Der Rücktritt stehe in keiner Weise mit den operativen Leistungen oder der Finanzlage in Zusammenhang, betonte Platt. Sie seien beide stark. Ein Unternehmenschef müsse aber den Standard für ein unantastbares professionelles und persönliches Verhalten setzten. Es handele sich um eine «richtige und notwendige Entscheidung». Boeing befinde sich vor allem wegen der tatkräftigen Führung Stoneciphers «in ausgezeichneter Verfassung». «Wir haben eine klare Strategie, die uns gut für zukünftiges Wachstum positioniert hat», betonte Bell.

Der Verwaltungsrat habe eine sofortige umfassende Untersuchung eingeleitet, nachdem ihm vor zehn Tagen anonyme Informationen zukommen seien. Die Untersuchung habe ergeben, dass es sich um eine Beziehung im gegenseitigen Einverständnis gehandelt habe. Sie habe keine Auswirkungen auf die Führung der Geschäfte gehabt. Boeing sei zu einer ethisch starken Führung verpflichtet. «Wir haben hart gekämpft, um unser Ansehen wieder herzustellen. Jeder sollte wissen, dass wir entschiedene Aktionen vornehmen, wenn wir unangemessene Aktionen sehen», erklärte der Leiter des Boeing-Aufsichtsgremiums. (tso)

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