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Eine Anhängerin des gestürzten Präsidenten demonstriert in Cochabamba.

© REUTERS/Marco Bello

Bolivianer protestieren weiter gegen „Staatsstreich“: Morales stellt Bedingungen für Ende der Blockaden

Anhänger des gestürzten Präsidenten setzen ihre Demonstrationen fort - mit verheerenden Folgen. Wird Evo Morales sie zu einem Ende aufrufen?

Boliviens Ex-Präsident Evo Morales will seine Anhänger nur unter bestimmten Bedingungen zur Beendigung ihrer Protestblockaden aufrufen. Erstens müsse seine Sicherheit und die seiner Mitstreiter garantiert sein, sagte er im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Zweitens müssten die Todesfälle der vergangenen Tage aufgearbeitet werden.

Erneut haben in Bolivien tausende Anhänger des gestürzten Präsidenten demonstriert. Bei Kundgebungen in Cochabamba, El Alto und La Paz forderten die Demonstranten den Rücktritt von Übergangspräsidentin Jeanine Áñez, die durch einen „Staatsstreich“ an die Macht gekommen sei. Áñez hatte vor knapp einer Woche die Amtsgeschäfte übernommen.

Die katholische Kirche organisierte derweil einen Dialog zur Entschärfung des Konflikts. Es gebe den „Willen, voranzukommen“, sagte Eugenio Scarpellini von der bolivianischen Bischofskonferenz. Übereinkünfte seien „in Arbeit“. Drei Viertel der bolivianischen Bevölkerung bekennen sich zum Katholizismus.

Am Wochenende hatten wichtige bolivianische Städte wie La Paz, El Alto, Sucre und Cochabamba auf dem Luftweg mit Lebensmitteln versorgt werden müssen, weil Kokabauern, die Morales unterstützen, Fernstraßen blockierten. Sicherheitskräfte hatten den Bauern am Freitag gewaltsam den Weg zum Regierungssitz La Paz versperrt. Dabei waren neun Demonstranten getötet und Dutzende verletzt worden.

Mehr als 700 Verletzte seit Beginn der Unruhen

Nach Angaben der Interamerikanischen Menschenrechtskommission starben seit Beginn der Unruhen in Bolivien 23 Menschen. Mehr als 700 wurden verletzt.

Morales war am 10. November unter dem Druck von Militär und Polizei zurückgetreten, nachdem internationale Beobachter Manipulationen bei der Präsidentenwahl drei Wochen zuvor festgestellt hatten. Er spricht von einem Putsch. Am Dienstag vergangener Woche setzte er sich ins Exil nach Mexiko ab. Der erste indigene Präsident des Andenlandes hatte für eine vierte Amtszeit kandidiert.

Anhänger des linken Ex-Staatschefs gaben der konservativen Übergangspräsidentin Jeanine Áñez ein Ultimatum, binnen 48 Stunden zurückzutreten. Andernfalls würden sie weitere Straßensperren errichten. „Wenn sie zurücktreten würde, täte sie der Demokratie einen großen Gefallen“, sagte Morales über Áñez. (dpa/AFP)

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