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Bombardierte Tanklaster: Bundeswehr-Kommandeur verlässt Afghanistan

Der für den umstrittenen Luftangriff bei Kundus verantwortliche Oberst wird noch im September nach Deutschland zurückkehren. Mit dem Vorfall soll das nichts zu tun haben.

Der Bundeswehr-Kommandeur Oberst Georg Klein wird Afghanistan noch im September verlassen. Das sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums der Mitteldeutschen Zeitung an. Zugleich betonte das Ministerium, dass dies aber nicht im Zusammenhang mit dem Bombardement zweiter von den Taliban entführter Tanklaster stehe. Kleins Dienstzeit ende dann "regulär".

Die Staatsanwaltschaft Potsdam prüft die Einleitung eines förmlichen Ermittlungsverfahrens gegen Kommandeur Klein. Rechtshilfe bekommt er dabei vom Bundeswehrverband, dessen Mitglied Klein ist. Unterstützung erfährt Klein auch vom ehemaligen Inspekteur des Heeres, Helmut Willmann. Dieser nahm Klein gegen Kritik in Schutz. Das Verhalten des Isaf-Befehlshabers Stanley McChrystal ihm gegenüber sei "unanständig", sagte Willmann der Mitteldeutschen Zeitung. Im Übrigen sei es "einfach, die Ereignisse von der geheizten Tribüne aus zu bewerten".

Inzwischen versucht auch die Nato, die Wogen zu glätten, und hat bestritten, dass das Vorgehen der Bundeswehr bei dem Bombenangriff nahe Kundus in einem vorläufigen Bericht scharf kritisiert worden sei. "Ich habe heute mit der Isaf gesprochen", sagte Nato-Sprecher James Appathurai der dpa in Brüssel. "Und man hat mir versichert, dass es keinen Isaf-Bericht gibt, in dem irgendwelche Schlussfolgerungen oder Bewertungen hinsichtlich des Zwischenfalls stehen."

Unter Berufung auf einen ungenannten führenden Nato-Offizier hatte unter anderem die Süddeutsche Zeitung berichtet, mit der Genehmigung für den Luftangriff auf zwei Tanklastzüge habe Oberst Klein offensichtlich gegen die neuen Regeln der Afghanistan-Schutztruppe Isaf verstoßen. Eine Entscheidung solcher Tragweite habe er nicht ohne Rücksprache mit dem Isaf-Hauptquartier treffen dürfen.

Der Nato-Sprecher sagte dazu: "Ich habe keine Ahnung, woher diese Berichte kommen." Es gebe eine offizielle Untersuchung. Bis deren Ergebnis vorliege, werde es "noch einige Zeit brauchen". Zudem habe es kurz nach der Bombardierung der Tankwagen einen Besuch von US-Admiral Gregory Smith am Einsatzort gegeben. Dieser habe auch Fakten hinsichtlich des Ablaufs gesammelt: "In diesem Bericht gibt es keinerlei Bewertungen."

Die Süddeutsche dagegen schrieb, ein Nato-Offizier halte es für "sonnenklar", dass der Oberst den vorgeschriebenen Befehlsweg nicht eingehalten habe. Es habe keine unmittelbare Bedrohung für Isaf-Truppen gegeben. Die beiden Tanklaster, die nach Darstellung der Bundeswehr als rollende Bomben hätten eingesetzt werden können, hätten auf einer Sandbank im Fluss Kundus festgesteckt. Ferner dürfe der sogenannte "Close Air Support", die Unterstützung durch Kampfflugzeuge, nur angefordert werden, wenn Soldaten am Boden in Gefechte verwickelt seien. Dies war nicht der Fall. Zwei US-Kampfjets hatten schließlich die Bomben abgeworfen.

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, Reuters

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