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Politik: Bombenanschlag von Düsseldorf: Über 80 000 Menschen jüdischen Glaubens leben in Deutschland, 50 000 sind eingewandert. In Brandenburg stellen sie fast 100 Prozent der jüdischen Gemeinde

In Deutschland leben derzeit mehr als 80 000 Menschen jüdischen Glaubens. Genau betrug ihre Zahl Anfang des Jahres 81 731.

In Deutschland leben derzeit mehr als 80 000 Menschen jüdischen Glaubens. Genau betrug ihre Zahl Anfang des Jahres 81 731. Mehr als die Hälfte von ihnen ist erst seit relativ kurzer Zeit in der Bundesrepublik. Es handelt sich bei ihnen um gut 50 000 Zuwanderer aus Osteuropa, die nach Ende des Kalten Krieges nach Deutschland kamen. Bereits seit den achtziger Jahren hat es einen stetigen Zuzug von Juden aus der Sowjetunion nach Berlin gegeben, die hier relativ unproblematisch eine Duldung erhielten.

Als 1990 nach beunruhigenden Nachrichten über einen wachsenden Antisemitismus in Russland immer mehr Juden über ein Touristenvisum in die noch existierende DDR einreisten, beschloss die dortige Regierung im Juli, den russischen Juden eine unproblematische Einwanderung zu ermöglichen. Im wieder vereinigten Deutschland traf die Innenministerkonferenz dann 1991 eine Vereinbarung, wonach Zuwanderern der Status von Kontingentflüchtlingen im Sinne der Genfer Konvention zugestanden wird. Dadurch bedarf ihr Einreiseantrag keiner Prüfung nach individueller Verfolgung, wenn sie den Nachweis über ihre jüdische Herkunft erbringen können. Sie erhalten eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis und den Anspruch auf Sozialleistungen. Obwohl viele der russischsprachigen Juden in der ehemaligen Sowjetunion von jüdischen Traditionen entfremdet aufgewachsen sind, haben sich jedoch gerade in den neuen Bundesländern seither viele neue jüdische Gemeinden gegründet, die - wie etwa in Brandenburg - zu fast 100 Prozent aus Zuwanderern bestehen. Ihre Integration ist für die jüdische Gemeinschaft nicht einfach. Ein großer Teil der Zuwanderer ist akademisch hoch qualifiziert, doch aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse finden sehr viele der Neuankömmlinge keinen Anschluss an den deutschen Arbeitsmarkt. Die jüdische Gemeinde zu Berlin, die zu etwa zwei Dritteln aus jüdischen Zuwanderern besteht, hat deshalb 1997 eigens einen Integrationsbeauftragten benannt.

Alexander Pajevic

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