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Eine Kriminalpolizistin untersucht am Sonntag in Friemar (Thüringen) nach einem Feuer in einer Notunterkunft für Flüchtlinge den Brandort. Nach Angaben der Polizei brach das Feuer am frühen Sonntagmorgen an mobilen Toiletten aus.

© Michael Reichel/dpa

Brände in Flüchtlingsheimen in Thüringen: Bodo Ramelow spricht von "Anschlag auf Grundwerte"

In Thüringen hat es in zwei Unterkünften für Flüchtlingen gebrannt. Ein Gebäude war bewohnt, das andere sollte noch bezogen werden. In Friemar vermutet die Polizei Brandstiftung. Ministerpräsident Ramelow spricht von einem Anschlag auf Leib und Leben.

In Thüringen hat es am Wochenende in zwei Asylunterkünften gebrannt. Am frühen Sonntagmorgen brauch ein Feuer in Friemar an vier mobilen Toiletten vor einer Turnhalle aus, in der zu dem Zeitpunkt elf Flüchtlinge untergebracht waren. Die Flammen griffen auf die Fassade über. Nach Angaben einer Polizeisprecherin gehen die Ermittler von Brandstiftung aus. Ein fremdenfeindlicher Hintergrund könne nicht ausgeschlossen werden, sagte sie. Verletzt wurde niemand. Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) sprach von einem „feigen Mordanschlag“.

Die Ermittler sicherten zunächst Spuren am Brandort. Noch unklar ist laut Polizei, ob der Brand vorsätzlich gelegt wurde oder ob etwa eine Zigarette auf der Toilette Auslöser war. Die Höhe des Schadens stand zunächst noch nicht fest. „Das Gebäude kann wieder repariert werden“, sagte die Polizeisprecherin. Nach Angaben von Bürgermeister Steffen John (CDU) klafft nun ein zweimal zwei Meter großes Loch in der Wand zu den Umkleideräumen.

Unter den Flüchtlingen, die zum Zeitpunkt des Brandes in der Turnhalle untergebracht waren, befanden sich nach Angaben Johns zwei Familien mit vielen Kindern. Sie konnten sich allein in Sicherheit bringen. „Sie waren geschockt und verängstigt“, berichtete der Bürgermeister. Die Turnhalle wurden seinen Angaben zufolge seit gut einem Monat als Unterkunft genutzt.

Bürgermeister: In Friemar gab es keine Vorbehalte gegen Flüchtlinge

Ramelow reagierte entsetzt. „Das war eine Brandstiftung an einem bewohnten Gebäude und damit ein Anschlag auf Leib und Leben von Menschen, die in Thüringen Schutz suchen“, erklärte der Ministerpräsident via Twitter. Ramelow sprach von einem Anschlag auf die Grundwerte. Gewalt und Hetze dürften keinen Platz in Thüringen haben. Die Feuerwehr habe abermals Schlimmeres verhindert.

Linken-Chefin Susanne Hennig-Wellsow sagte: „Ein Brandanschlag auf ein bewohntes Haus, ist der Versuch zu morden.“ Zunehmend würden Brandreden zu „sichtbar zu Brandsätzen“, erklärte sie mit Blick auf mehrere Demonstrationen der Alternative für Deutschland (AfD) in Erfurt, die sich gegen die Asylpolitik gerichtet hatten.

Nach Angaben des Bürgermeisters gab es in Friemar keine Vorbehalte gegen Flüchtlinge. Die Einwohner hätten sich um die Menschen gekümmert und zum Beispiel eine Waschmaschine organisiert. „In den nächsten Wochen kann die Turnhalle wohl nicht als Unterkunft genutzt werden“, erklärte John.

Samstag brannte es in noch leerstehender Flüchtlingsunterkunft in Bischhagen

In Bischhagen hat am Samstag eine noch leerstehende Flüchtlingsunterkunft gebrannt. In wenigen Tagen sollten hier Flüchtlinge einziehen. Ein Polizeisprecher schloss am Samstag weder Brandstiftung noch einen technischen Defekt aus. Der Schaden an dem früheren Bauerhof in Bischhagen im Eichsfeld beträgt nach ersten Schätzungen mehr als 100 000 Euro; es gab keine Verletzten. Brandermittler konnten das Gebäude zunächst nicht betreten, weil die Statik überprüft werden musste. Außerdem stand darin noch viel Löschwasser.

Am Montag hätten die ersten Bewohner einziehen sollen. Vorbehalte dagegen gab es in dem 150-Einwohner-Ort nicht, wie Bischhagens Bürgermeister Bernd König (parteilos) erklärte. „Wenn der Brand vorsätzlich gelegt worden sein sollte, wäre das schon sehr traurig und unverständlich.“

In den vergangenen Monaten brannten immer wieder Unterkünfte für Flüchtlinge in Deutschland. In vielen Fällen geht die Polizei von Brandstiftung aus. (dpa)

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