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Politik: Brandenburger Christdemokraten wollen personelle Erneuerung - Enttäuschung und Empörung über Bundesspitze der Partei

"Brandenburgs CDU hat Glück im Unglück", beschreiben führende Christdemokraten im Land die aktuelle Lage der Partei. Sie sei nicht in die Spendenaffäre verwickelt und habe mit Jörg Schönbohm einen "geradlinigen Parteichef mit großer Autorität" an ihrer Spitze.

"Brandenburgs CDU hat Glück im Unglück", beschreiben führende Christdemokraten im Land die aktuelle Lage der Partei. Sie sei nicht in die Spendenaffäre verwickelt und habe mit Jörg Schönbohm einen "geradlinigen Parteichef mit großer Autorität" an ihrer Spitze. "Wenn jemand mit der Affäre nicht in Verbindung gebracht werden kann, dann ist es Schönbohm", sagt Landessprecher Stephan Goericke. Schönbohm ist ein "Frischling" in der Union: Er trat ihr erst 1994 bei. Auch hat der Ex-General, was ihm an der Basis angerechnet wird, in der Spendenaffäre von Anfang an Klartext geredet und die mangelnde Aufklärungsbereitschaft kritisiert. "Er spricht vielen aus dem Herzen", sagt Goericke. Mit seiner eindeutigen Haltung habe er in der märkischen Union, deren Vorsitzender er erst seit einem Jahr ist, Punkte gemacht und die Partei aus ihrem "Schattendasein" gebracht.

Gleichwohl sackte die Stimmung in der Partei in den vergangenen Wochen und Monaten immer weiter in den Keller. "Die Ossis haben für den Millionen-Skandal noch weniger Verständnis als die Wessis", urteilt die Chefin der CDU-Landtagsfraktion, Beate Blechinger. Die Enttäuschung über Kohl sei enorm, auch Schäuble hielten viele nicht mehr für glaubwürdig. "Nach Wochen des Entsetzens, unbeschreiblicher Fassungslosigkeit und wachsender Empörung", schrieb der Potsdamer CDU-Kreisvorstand an den Bundeschef, könne man es nicht mehr ertragen, dass das Ausmaß der Spendenaffäre tröpfchenweise von Woche zu Woche die Titelseiten der Zeitungen fülle und "die Früchte unserer Arbeit vor Ort mit immer neuem Mehltau überzieht". Bezeichnend für den tiefen Frust ist das Aussetzen einer geplanten Parteiwerbekampagne durch den Landesvorstand: "Wir möchten den Christdemokraten nicht zumuten, jetzt auf die Straße zu gehen, um Mitglieder zu werben", so Sprecher Goericke. Es sei nicht damit zu rechnen, dass der Aufwand das Ergebnis rechtfertige.

Dennoch gibt es in der märkischen CDU - seit die Spendenaffäre hochkochte - mehr Ein- als Austritte: nämlich 45 zu 20. Anders als die noch verzagte Mutterpartei will die Junge Union aber in die Offensive gehen und neue Mitglieder werben. An diesem Wochenende startet sie eine witzige Aktion: Im ganzen Land sollen "rote Karten" mit dem Text verteilt werden: "Ja, ich möchte jetzt Mitglied der Jungen Union werden und den Schwarzen Schafen die rote Karte zeigen. Die Union braucht junge Leute." Das Motto der "jungen Wilden": Raus aus der Defensive und die personelle Erneuerung der Partei vorantreiben.

Auch Schönbohm, der die Gesamtpartei in einer "existenziellen Krise" sieht, will den Zustand der Erstarrung beenden: In einem offenen Brief forderte er die knapp 8000 märkischen Parteimitglieder auf, sich nicht "zermürben und entmutigen" zu lassen. Die märkische CDU, die in der Regierung Akzente setze und wichtige Reformen voranbringe, könne als "selbstbewusste, geschlossene politische Kraft" auftreten.

Michael Mara

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