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Politik: Brasilien startet Urananreicherung

Nuklearprogramm ist dem iranischen ähnlich – Ziel: Unabhängigkeit in der Energieversorgung

Rio de Janeiro - Unbeachtet von der Weltöffentlichkeit hat Brasilien mit der Anreicherung von Uran begonnen. Die Anlage Resende, auf einer ehemaligen Kaffeeplantage 150 Kilometer westlich von Rio de Janeiro gelegen, hat vergangene Woche den Betrieb aufgenommen. Laut Regierung wolle Brasilien mit dem Uran seine zwei Atomkraftwerke Angra I und II betreiben. Sie entschied zudem den Bau eines dritten Atomkraftwerks, Angra III. Den Auftrag erhielten die deutsche Siemens-KWU und der staatliche französische Konzern Framatome. Brasiliens Technologieminister Sergio Rezende sagte, das Land würde durch die Anreicherung des Urans jährlich elf Millionen Dollar sparen, da es den Brennstoff nicht mehr aus Europa importieren müsse. Brasilien ist damit dem Ziel, Unabhängigkeit in der Energieversorgung zu erlangen, einen Schritt näher gekommen, zumal es selbst große Uranvorkommen hat. Bereits im April hatte die Regierung bekannt gegeben, dass Brasilien seinen Erdölkonsum selbst decken könne.

Brisant ist der Beschluss Brasiliens, als zehntes Land weltweit Uran anzureichern, jedoch vor allem deshalb, weil Brasilien damit den gleichen Schritt unternimmt, vor dem der Westen Iran warnt. In den USA und Europa wird nun befürchtet, Brasilien könne einen Präzedenzfall etablieren. Zwar besteht Minister Rezende darauf, dass das in Resende angereicherte Uran ausschließlich friedlichen Zwecken dienen werde. Doch das US-Wissenschaftsmagazin „Science“ wies darauf hin, dass in Resende waffenfähiges Uran für jährlich fünf bis sechs Atombomben produziert werden könne. Eine Behauptung, die von Brasiliens staatlicher Nuklearfirma scharf zurückgewiesen wird. Dazu bestünden nicht die technischen Voraussetzungen. Außerdem verbiete die brasilianische Verfassung die Herstellung von Atomwaffen.

Dennoch weigert sich Brasilien, das Zusatzprotokoll zum 1998 unterzeichneten Atomwaffensperrvertrag zu ratifizieren, das unangekündigte Besuche von Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde erlaubt. Die Brasilianer begründen dies mit dem Schutz vor Spionage. Die Zentrifugen gelten als sehr energiesparend und langlebig.

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