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Bremer Taliban: Murat Kurnaz geht es "momentan gut"

Nach seiner Freilassung aus dem US-Gefangenenlager Guantánamo geht es dem Bremer Türken Murat Kurnaz offenbar trotz der langen Haftzeit relativ gut.

Bremen - "Momentan geht es ihm gut. Er sieht gut aus", sagte seine Mutter Rabiye Kurnaz in der NDR-Sendung. Allerdings habe ihr 24-jähriger Sohn Probleme beim Laufen. "Er kann nichtmehr so laufen wie früher. Wahrscheinlich, weil er immer gefesselt gewesen ist", sagte Rabiye Kurnaz. Auch habe sie an seinen Armen rote Druckstellen von Fesseln entdeckt.

Murat Kurnaz trägt nach Worten seiner Mutter nun einen langen Bart und lange Haare und verbringt viel Zeit in einem abgedunkelten Zimmer. Zugleich freue er sich, wenn Nachbarskinder vorbeikämen. "Ich möchte Kinderstimmen hören, ich will Menschenstimmen hören", habe Kurnaz gesagt. Über seine vierdreiviertel Jahre andauernde Haft spreche ihr Sohn nicht. "Er ist momentan sehr verschlossen und wir stellen auch keine Fragen. Wir sind froh, dass er bei uns ist." Auch in der Öffentlichkeit wolle ihr Sohn vorerst schweigen. "Ich denke, er braucht erst mal Ruhe", sagte Rabiye Kurnaz.

Anwalt: Kurnaz ist seit seiner Haft schwer traumatisiert

Kurnaz Rechtsanwalt Bernhard Docke sagte, er prüfe rechliche Schritte gegen die Bundesrepublik und die USA. Er warf der ehemaligen rot-grünen Bunderegierung erneut vor, ein Angebot der USA zur Überstellung von Kurnaz im Jahr 2002 abgelehnt zu haben. Der BND-Untersuchungsausschuss und ein Ausschuss im europäischen Parlament müssten sich mit dem Thema beschäftigen. "Wenn wir alle Fakten haben, müssen wir bewerten, ob wir eine Schadenersatzklage gegen die Bundesrepublik anstrengen", sagte Docke. Auch prüfe er eine Klage gegen die US-Regierung. Dies sei aber ein "kompliziertes juristisches Verfahren". Docke sagte, Kurnaz sei seit seiner Haft schwer traumatisiert. "Ein Stück weit ist er in Guantánamo gebrochen worden." (tso/AFP)

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