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Briefkastenfirmen in Liechtenstein: Erhielt Haider Geld von Gaddafi?

Die Erben des verstorbenen Rechtspopulisten Jörg Haider sollen noch mehrere Millionen Euro in Briefkastenfirmen in Liechtenstein bunkern. Die Herkunft des Geldes ist unbekannt. Nun führt eine heiße Spur nach Lybien.

Das verstorbene Enfant terrible der österreichischen Innenpolitik, Jörg Haider, prahlte stets mit seinem Reichtum. Über die Geldgeber konnte nur spekuliert werden. Nun lichten sich die Nebel: Einer seiner Spender soll der libysche Diktator Gaddafi gewesen sein.

Anfang 2000 ließ sich Jörg Haider zu seiner eigenen privaten Geburtstagsparty per Hubschrauber einfliegen. In der 400 Kilometer entfernten Hauptstadt Wien demonstrierten damals Zehntausende gegen die Regierungsbeteiligung seiner rechtsextremen FPÖ, die EU hatte einen diplomatischen Bannfluch über Österreich verhängt. Doch in Haiders Heimatbundesland Kärnten war derlei nebensächlich. Der Landeshauptmann (Ministerpräsident) wurde fünfzig. Um Geld kümmerte sich der 2008 betrunken in den Tod geraste Rechtspopulist demonstrativ nicht. „Ich kann mir die Politik eben leisten”, sagte Haider einmal neckisch. Der selbsternannte „Anwalt des kleinen Mannes“ fuhr privat Porsche, wechselte seine italienische Designer-Kleidung mehrmals täglich und zahlte Runde um Runde aus der Portokasse. Schon zu seinen Lebzeiten machten Gerüchte über angebliche Schwarzgeldkonten die Runde. Nur: Beweisen ließ sich bisher nichts.

Doch nun kommt Licht ins Dunkel. Eher zufällig ist die österreichische Justiz auf eine Reihe von Briefkastenfirmen in Liechtenstein gestoßen, die auf Haiders Namen laufen. Wie das Wiener Wochenmagazin „Profil“ berichtet, sollen Haiders Erben in dem Fürstentum immer noch fünf Millionen Euro bunkern. Ende der 1990er Jahre seien es sogar 45 Millionen gewesen. Ein großer Teil davon soll aber verspekuliert worden sein.

Über die Herkunft des Geldes kann derzeit nur gemutmaßt werden. Die heißeste Spur führt jedenfalls nach Libyen. Schon in den 1990er Jahren knüpfte Haider enge Kontakte zu dem international verfemten Wüstenscheich Muammar al Gaddafi. Mit dessen weltläufigem Sohn Saif al Islam verband Haider eine langjährige und intensive Freundschaft. Mehrmals war der Kärntner Politiker zu Besuch beim libyschen Diktator. Laut „Profil“ habe Haider wiederholt Wahlkampfspenden in Höhe von je 200 000 Petrodollar entgegengenommen. Das Geld soll ihm in eingeschweißten Plastiktüten übergeben worden sein.

Über weitere Geldgeber kann derzeit nur spekuliert werden: Im Jahr 2003 war Haider etwa zu Besuch beim irakischen Diktator Saddam Hussein.

Derzeit ermittelt die österreichische Staatsanwaltschaft gegen einen seiner prominentesten Ziehsöhne, den ehemaligen Finanzminister Karl-Heinz Grasser. Er wird verdächtigt, mit Rückendeckung Jörg Haiders den Verkauf der österreichischen Bundeswohnungsgesellschaft im Jahr 2002 manipuliert zu haben. Für den in deutschen Talkshows gern gesehenen Finanzexperten gilt natürlich die Unschuldsvermutung.

Wolfgang M. Rössler[Wien]

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