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Politik: Brite unter Terrorverdacht festgenommen

London - Die britische Polizei hat erneut einen Terrorverdächtigen festgenommen. Sicherheitskräfte durchsuchten in der Nacht zu Freitag ein Haus in der westenglischen Stadt Bristol und ließen einen Sprengsatz kontrolliert detonieren.

Von Markus Hesselmann

London - Die britische Polizei hat erneut einen Terrorverdächtigen festgenommen. Sicherheitskräfte durchsuchten in der Nacht zu Freitag ein Haus in der westenglischen Stadt Bristol und ließen einen Sprengsatz kontrolliert detonieren. Ein 19-jähriger Bewohner wurde verhaftet. Nach Angaben der Polizei der Region Avon und Somerset mussten ein gutes Dutzend der umliegenden Häuser in dem Vorort Westbury-on-Trym evakuiert und 30 Menschen in Sicherheit gebracht werden. Einheiten von Scotland Yard aus London unterstützen die örtliche Polizei. Der Sprengstoff wird nun von Experten untersucht, der Verdächtige an einem nicht benannten Ort verhört.

Augenzeugen berichten von einer nächtlichen Explosion. „Ich ging nach draußen und sah überall Polizisten“, sagte eine Anwohnerin aus dem weiteren Umkreis dem Rundfunksender BBC. „Sie sagten mir, dass ich ins Haus zurückgehen solle.“ Am Morgen habe sie einen Brief der Polizei gefunden, der sie über eine Verhaftung und die laufende Untersuchung unterrichtete. Nach Kritik an groß angelegten Antiterroreinsätzen in Wohngebieten legt die britische Polizei Wert darauf, die Anwohner besser über die Gründe von Einsätzen zu informieren.

Die Vizepolizeichefin der Region, Jackie Roberts, lobte die Unterstützung durch die Bevölkerung. Es handle sich um „komplizierte und sensible Ermittlungen, die lange dauern können“. Der Verdächtige sei festgenommen worden, „um Schaden zu verhüten“. Die Polizei habe Informationen des Geheimdienstes ausgewertet. Der Verdächtige soll nach Medienberichten ein britischer Muslim sein und erst seit einiger Zeit in der Gegend wohnen. Eine weitere Anwohnerin sagte, dort lebten viele ältere Menschen. Es wohnten dort einige Muslime, aber es sei ein überwiegend „weißes“ Viertel.

In Großbritannien gilt seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 erhöhte Alarmbereitschaft. Am 7. Juli 2005 starben bei Selbstmordattentaten auf die Londoner U-Bahn und einen Bus mehr als 50 Menschen. Vergangenes Jahr im Juni vereitelte die Polizei aufgrund der Aufmerksamkeit von Bürgern Bombenattentate in Londons Innenstadt. Bei einem Anschlag in Glasgow wurde kurz darauf Schlimmeres verhindert, als Attentäter versuchten, mit einem brennenden Auto in das Flughafengebäude einzudringen.

In Großbritannien läuft derzeit eine Reihe von Prozessen im Zusammenhang mit Terrorvorwürfen. Zum Beispiel stehen in London acht Verdächtige vor Gericht, die im Sommer 2006 Anschläge auf Flugzeuge auf dem Weg von Heathrow nach Amerika geplant haben sollen. In einem anderen Verfahren wurden soeben sechs Angeklagte, Mitglieder einer islamistischen Organisation, der Unterstützung des Terrorismus für schuldig befunden. Im Zusammenhang mit dem 7. Juli 2005 müssen sich drei mutmaßliche Helfer der vier Selbstmordattentäter verantworten. Markus Hesselmann

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