zum Hauptinhalt

Politik: Briten streiten über Zukunft als Atommacht

London - Die Labourregierung wird noch in diesem Jahr entscheiden, ob Großbritannien Atommacht bleibt. In einem Weißbuch soll die Entscheidung begründet und dann vom Unterhaus debattiert werden.

London - Die Labourregierung wird noch in diesem Jahr entscheiden, ob Großbritannien Atommacht bleibt. In einem Weißbuch soll die Entscheidung begründet und dann vom Unterhaus debattiert werden. Dies bestätigte Premier Tony Blair am Mittwoch im Unterhaus. Blair, einst Atomwaffengegner, heute ein Befürworter einer unabhängigen britischen atomaren Abschreckung, muss aber erst Labour-Hinterbänkler, eine Gruppe Konservativer und sogar Mitglieder seines eigenen Kabinetts überzeugen. Viele halten den Zeitpunkt für den Ausstieg aus der Atombewaffnung für gekommen.

Großbritanniens gegenwärtiges Trident-System, das auf vier Vanguard- U-Boote gestützt ist, die jeweils 16 Trident-Langstreckenraketen tragen können, wird Mitte der 20er Jahre veralten. Die Kosten für ein Nachfolgesystem belaufen sich Schätzungen zufolge auf zwischen 15 und 25 Milliarden Pfund – umgerechnet zwischen 22 und 37 Milliarden Euro. Katholische und anglikanische Bischöfe forderten die Regierung auf, die Atomwaffe ersatzlos zu streichen. Ein Trident-Ersatz unterlaufe die internationalen Abrüstungsbemühungen, sagte der Bischof von Portsmouth, Crispian Hollis, im Sender BBC. Greenpeace hat dem Unterhaus ein Rechtsgutachten vorgelegt, laut dem ein Ersatz für Trident mit dem Vertrag über die Nichtverbreitung von Atomwaffen unvereinbar wäre.

Presseberichten zufolge ist Außenministerin Margaret Beckett eine von drei Kabinettsministern, die gegen einen Ersatz für das alternde Trident-System sind. Nicht nur Premier Blair, sondern auch sein mutmaßlicher Nachfolger Gordon Brown haben sich aber mehr oder weniger deutlich für eine neue britische Atomwaffe ausgesprochen. Ihr Argument: Angesichts der zunehmenden Verbreitung von Atomwaffen wäre es leichtfertig, die Abschreckung aufzugeben. Brown verprellte die Labourlinke Clare Short, als er in einer Rede die Fortführung einer unabhängigen Atomabschreckung für Großbritannien als beschlossene Sache hinstellte. Sie trat daraufhin aus der Labourpartei aus.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false