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Britisch-iranische Krise: Bush nennt gefangene Soldaten "Geiseln"

US-Präsident George W. Bush hat die Gefangennahme von 15 britischen Soldaten als "unentschuldbares Verhalten" des Irans kritisiert. Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad griff Großbritannien wegen des Vorfalls scharf an.

Washington/Teheran/Bremen - "Der Iran muss die Geiseln freilassen", sagte Bush in Camp David (Maryland) nach einem Treffen mit dem brasilianischen Präsidenten Luiz Inacio Lula da Silva. Die britischen Soldaten seien "unschuldig und haben nichts Falsches getan", betonte Bush.

Die USA unterstützten nachdrücklich die Bemühungen des britischen Premierministers Tony Blair, die Krise mit diplomatischen Mitteln zu lösen, sagte er. "Der Fall der britischen Geiseln ist ein ernster Fall, weil die Iraner diese Leute einfach in irakischen Gewässern festgenommen haben", so Bush.

Der US-Präsident äußerte sich am Samstag erstmals öffentlich zu dem Konflikt zwischen London und Teheran über die Gefangennahme der britischen Soldaten. Die US-Regierung hatte sich in den vergangenen Woche bei diesem Thema betont zurück gehalten. US-Diplomaten in Washington ließen erkennen, dass dies auch der Wunsch Londons gewesen war.

Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad griff am Samstag Großbritannien wegen des Vorfalls scharf an. Ahmadinedschad forderte nach Angaben der staatliche iranischen Nachrichtenagentur Irna in der südwestiranischen Stadt Andimeshk erneut, London hätte sich entschuldigen und sein Bedauern über den Zwischenfall äußern müssen. "Jedoch arrogante Mächte entschuldigen sich wegen ihrer Arroganz und ihrer egoistischen Mentalität nicht bei den Iranern." Sie täten so, als schuldeten die Iraner ihnen etwas. Die britischen Besatzungstruppen seien in iranisches Hoheitsgewässer eingedrungen und dabei festgenommen worden, betonte Ahmadinedschad.

London will friedliche Lösung

Die britische Außenministerin Margaret Beckett sagte am Samstag: "Ich denke, jeder bedauert, dass es zu dieser Situation gekommen ist". Zugleich betonte sie den Wunsch Londons nach einer friedlichen Lösung. Für Großbritannien sei das Wohlergehen der Gefangenen "die allererste Sorge", sagte Beckett Reportern am Rande des Treffens der EU-Außenminister in Bremen. "Was wir wollen, ist ein Ausweg, und zwar friedlich und so schnell wie möglich." Zugleich bestätigte die Ministerin, dass London auf eine diplomatische Note aus Teheran geantwortet hat. Zum Inhalt des Antwortschreibens machte sie keine Angaben.

Zwischen der EU und dem Iran gab es derweil erste Kontakte auf Arbeitsebene. Der Mitarbeiterstab von EU-Chefdiplomat Javier Solana habe Kontakt mit dem direkten Umfeld des Vorsitzenden des Nationalen Sicherheitsrats, Ali Laridschani, aufgenommen, berichteten EU- Diplomaten. Solana deutete in Bremen an, dass die Türkei bei der Krisenlösung eine Rolle spielen könnte. Die Türkei sei ein wichtiges Land mit einer wichtigen Rolle in der Region.

Merkel: "Klares Signal"

Die EU-Außenminister hatten sich am Freitag in einer Erklärung hinter die britische Forderung nach Freilassung der Soldaten gestellt. Bundeskanzlerin Angela Merkel begrüßte dies als "klares Signal" an Teheran. "Wir haben ein gemeinsames Interesse daran, dass die Soldaten, die auf Grundlage eines Mandats der Vereinten Nationen im Einsatz waren, schnell freikommen", sagte die EU-Ratsvorsitzende bei ihrer Nahostreise im jordanischen Akaba.

Der Iran wirft den am 23. März im Mündungsgebiet des Flusses Schatt el Arab festgenommenen Soldaten eine Verletzung seiner Hoheitsgebiete vor. Großbritannien bestreitet das entschieden und verlangt die Freilassung seiner Staatsbürger. (tso/dpa)

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