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Britische Geiseln in Iran: Abschied per Handschlag

Irans Präsident Ahmadinedschad hat die Freilassung der 15 Marinesoldaten angekündigt. Die Briten sollen morgen am Mittag in Heathrow landen. Der britische Premierminister Tony Blair und die EU zeigten sich erleichtert.

Teheran/London/Berlin - Ahmadinedschad gab die Freilassung auf einer internationalen Pressekonferenz in Teheran bekannt. Dies sei ein "Geschenk" an Großbritannien, sagte Ahmadinedschad vor Journalisten aus aller Welt. Anschließend verabschiedete er die Briten persönlich. Die BBC zeigte Aufnahmen, auf denen zu sehen war, wie Ahmadinedschad den 15 Marinesoldaten die Hand schüttelt. Der Präsident erkundigte sich nach der Gesundheit der Soldaten und wünschte ihnen eine gute Heimreise.

Blair sagte, er sei "froh". Die Freilassung sei eine "große Erleichterung" für die Soldaten und ihre Familienangehörigen. Auch der britische Verteidigungsminister Desmond Browne begrüßte die Freilassung. Sie hätten durchweg mit großer Würde gehandelt. Blair wandte sich an das iranische Volk: "Wir lasten euch keine Feindseligkeit an." Die bestehenden Streitigkeiten zwischen den Regierungen in London und Teheran wolle man "friedlich durch einen Dialog" lösen. Blair dankte außerdem allen Verbündeten und Freunden "in Europa und im UN-Sicherheitsrat und in der Region" für ihre Unterstützung.

Landung am Mittag

Erleichterung zeigten auch die Angehörigen der Soldaten. Die Familie des Marinesoldaten Adam Sperry sprach von dem "besten vorstellbaren Geschenk".

Unter Berufung auf iranische Offizielle hieß es, die Briten sollten Teheran am Donnerstag verlassen. Der britische Sender BBC berichtete, die 15 würden Teheran am frühen Donnerstagmmorgen verlassen und am Mittag um 12 Uhr Ortszeit (13 Uhr MESZ) auf den Londoner Flughafen Heathrow landen. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür nicht.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier begrüßte die angekündigte Freilassung und äußerte mit Blick auf das iranische Atomprogramm die Hoffnung, dass eine Zuspitzung vermieden werden könne. Mit der Freilassung der Soldaten sei ein Anfang gemacht, "und ich hoffe, dass dieser Anfang die Tür öffnet für weitere in Kooperation gefundene Lösungen", sagte der EU-Ratsvorsitzende.

Die Seeleute waren am 23. März im Mündungsgebiet des Schatt al Arab von iranischen Revolutionsgarden festgenommen worden. London erklärte, sie seien aus irakischen Gewässern verschleppt worden. Teheran hatte stets darauf bestanden, dass die Briten in iranisches Gebiet vorgedrungen seien.

Ahmadinedschad hält an Grenzverletzung fest

Während der Pressekonferenz warf Ahmadinedschad Großbritannien erneut vor, die Grenzen seines Landes verletzt zu haben. Das iranische Volk sei über das Eindringen der Marineangehörigen zutiefst empört. Der Präsident verlieh Orden an iranische Marineoffiziere, die an der Festnahme der Briten beteiligt waren. Die überraschende Ankündigung kam erst, nachdem Ahmadinedschad bereits mehr als 45 Minuten geredet hatte. Ahmadinedschad nutzte die Pressekonferenz auch, um das Recht des Irans auf sein Atomprogramm zu unterstreichen.

Am Mittwochmittag hatte die staatliche iranische Nachrichtenagentur IRNA berichtet, iranische Beamte dürften in Kürze erstmals fünf von US-Streitkräften im Irak festgenommene Iraner treffen. "Ein Vertreter der iranischen Botschaft in Bagdad soll die Festgenommenen treffen", zitierte IRNA eine nicht näher beschriebene Quelle, ohne allerdings Zeitpunkt oder Ort eines solchen Treffens zu nennen.

Sinkende Ölpreise

Die fünf Iraner waren im Januar von den US-Streitkräften in der nordirakischen Stadt Erbil festgenommen worden. Die USA werfen ihnen vor, zu den iranischen Revolutionsgarde zu gehören und schiitische Milizen im Irak unterstützt zu haben. Nach Angaben der iranischen Regierung handelt es sich dagegen um Diplomaten.

US-Präsident George W. Bush hatte am Dienstag einen Austausch der Briten gegen die fünf Iraner abgelehnt. Ahmadinedschad betonte in der Pressekonferenz, zwischen der Freilassung der Briten und den fünf im Irak festgenommenen Iranern gebe es keinen Zusammenhang. "Wenn wir hätten handeln wollen, hätten wir mehr gewinnen können", sagte er.

Die Ankündigung ließ am Mittwoch die Ölpreise sinken. Ein Barrel (159 Liter) der US-Sorte WTI kostete am Nachmittag 63,87 Dollar und war damit über einen Dollar billiger als zum Handelsschluss am Vortag. Ein Barrel der Nordseesorte Brent verbilligte sich im Vergleich zum Vortagesschluss um 8 Cent auf 67,74 Dollar. (tso/dpa)

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