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Britische Soldaten in Teheran: London befürchtet Geiselkrise

Im Streit zwischen Großbritannien und Iran um die Gefangennahme von 15 britischen Marineangehörigen haben sich die Fronten verhärtet. Teheran warf Großbritannien einen "feindlichen Akt" innerhalb iranischer Hoheitsgewässer vor.

London/Teheran/Berlin - Die Regierung in London bekräftigte hingegen, die acht Matrosen und sieben Marinesoldaten, unter ihnen eine Frau, seien am Freitag widerrechtlich in irakischen Hoheitsgewässern gefangen genommen worden.

Die Briten wurden inzwischen in die Hauptstadt Teheran gebracht, wo sie "Erklärungen für ihren aggressiven Akt" geben sollten, berichtete die iranische Nachrichtenagentur Fars. Nach Angaben des britischen Senders BBC behauptete der Sprecher der iranischen Streitkräfte, General Ali Reza Afshar, die festgenommene Briten hätten bei Verhören zugegeben, in iranische Gewässer eingedrungen zu sein.

In Londoner Regierungskreisen wird befürchtet, dass sich der Zwischenfall zu einer politisch motivierten Geiselkrise auswachsen könnte. Großbritannien hatte bereits kurz nach der Gefangennahme der Marineangehörigen erklärt, diese hätten sich zweifelsfrei und unter voller rechtlicher Abdeckung durch die Vereinten Nationen auf irakischem Gebiet befunden. Sie seien dort von der iranischen Marine mit vorgehaltenen Waffen festgenommen worden.

Außenministerin Margaret Beckett forderte die "sofortige und sichere Heimkehr unserer Mannschaften". Dies wurde dem iranischen Botschafter am Samstag übermittelt, der dazu ein zweites Mal in das Außenministerium einbestellt worden war. Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft schloss sich der britischen Forderung an. Dies werde auch in einer offiziellen Erklärung deutlich gemacht, kündigte Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) an. Zugleich zeigte er sich in Berlin zuversichtlich, dass am Wochenende die UN-Resolution über verschärfte Sanktionen gegen den Iran wegen dessen Atomprogramm zu Stande kommen werde.

"Keine Rechtfertigung"

Ein Sprecher der US-Marine, die gemeinsam mit britischen Kriegsschiffen die südirakischen Gewässer überwacht, sagte der BBC, Irans Revolutionäre Garden würden seit Jahren immer wieder in irakische Hoheitsgewässer eindringen. Dagegen warf der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Mohammed Ali Hosseini, Großbritannien vor, "gegen internationales Recht verstoßen" zu haben. London habe "keine Rechtfertigung, die Verantwortung dafür nicht zu akzeptieren".

Durch die neue Krise haben sich die seit langem anhaltenden Spannungen zwischen dem Iran und Großbritannien erheblich verschärft. London wirft Teheran seit Jahren vor, im britisch kontrollierten Süden des Iraks durch Waffenlieferungen an schiitische Gruppierungen Angriffe auf britische Soldaten zu unterstützen. Zudem bemüht sich Großbritannien intensiv um die Verschärfung von UN-Sanktionen gegen den Iran. (tso/dpa)

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