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Politik: Britischer Außenminister fordert politische Lösung - Russen fürchten Anschläge in Tschetschenien

Mit einem Besuch von Außenminister Robin Cook in Moskau haben Großbritannien und Russland den seit dem Kosovo-Krieg abgerissenen Gesprächsfaden wieder angeknüpft. Bei Treffen mit dem russischen Übergangspräsidenten Wladimir Putin und Außenminister Igor Iwanow am Mittwoch mahnte Cook gleichzeitig eine politische Lösung für den Tschetschenien-Krieg an, meldeten die russischen Agenturen.

Mit einem Besuch von Außenminister Robin Cook in Moskau haben Großbritannien und Russland den seit dem Kosovo-Krieg abgerissenen Gesprächsfaden wieder angeknüpft. Bei Treffen mit dem russischen Übergangspräsidenten Wladimir Putin und Außenminister Igor Iwanow am Mittwoch mahnte Cook gleichzeitig eine politische Lösung für den Tschetschenien-Krieg an, meldeten die russischen Agenturen.

Am 56. Jahrestag der Vertreibung der tschetschenischen Bevölkerung durch Stalin haben russische Truppen in der Kaukasusrepublik die Bewegungsfreiheit der Bevölkerung stark eingeschränkt. Aus Furcht vor Gewalttaten durften Bewohner am Mittwoch ihre Siedlungen nicht verlassen, Straßen wurden abgeriegelt. Auch ins benachbarte Inguschetien wurden keine Flüchtlinge durchgelassen. In ganz Russland wurden die Sicherheitsvorkehrungen auf Flughäfen und Bahnhöfen verstärkt, die Polizei wurde in Großstädten in Alarmbereitschaft versetzt. In der Argun-Schlucht in Tschetschenien ging unterdessen der erbitterte Kampf um die Region Schatoi weiter.

Unterdessen hat die in Tschetschenien tätige Hilfsorganisation "Médecins du monde" (MDM, Ärzte der Welt) "massive, systematische und wiederholte Kriegsverbrechen" in der Kaukasusrepublik angeprangert. Der Vorsitzende der Organisation, Jacky Mamou, sagte in Paris, angesichts des Vorgehens der russischen Truppen dränge sich der Begriff "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" auf. Der Arzt Guy Causse, der drei Wochen im Kriegsgebiet verbrachte, bezeichnete die Lage der dort verbliebenen, unter Beschuss der russischen Luftwaffe liegenden Zivilbevölkerung als "dramatisch". MDM ist die einzige in Tschetschenien tätige nicht regierungsabhängige Hilfsorganisation. In dem kommenden Tagen wollen die russischen Gesundheitsbehörden mit Vorsorgemaßnahmen gegen die drohende Ausbreitung der Pest in Grosny beginnen. Die Anzahl der die Pest übertragenden Nagetiere sei derzeit noch im Rahmen, sie könnten sich jedoch jederzeit sprunghaft vermehren und in Grosny die hoch infektiöse Krankheit auslösen.

Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) verteidigte in einem Interview mit der "Financial Times Deutschland" den Entschlusss des Europarats, Russland trotz der massiven Menschenrechtsverletzungen nicht aus dem Gremium auszuschließen. Moskau zu isolieren wäre nach seinen Worten kontraproduktiv, weil der Westen dadurch allen Einfluss verlöre.

Nach Informationen des staatlichen Fernsehsenders RTR hat die russische Polizei den Plan für einen Anschlag auf den Übergangspräsidenten Putin aufgedeckt. Wie RTR unter Berufung auf Geheimdienstquellen berichtete, sollte der Anschlag am Donnerstag in Sankt Petersburg verübt werden, wenn Putin an der Beisetzung des früheren Bürgermeisters Anatoli Sobtschak teilnimmt.

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