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Politik: Brown und Bush auf einer Linie

Beim Antrittsbesuch in Camp David beschwört der britische Premier den engen Bund mit den USA

George W. Bush schien die Sache zu genießen. Kaum hatte sich der Gast aus Großbritannien im Golfwagen niedergelassen, mit dem ihn der Gastgeber zu den präsidialen Gemächern des Feriendomizils Camp David bringen wollte, trat Bush das Gaspedal durch und drehte eine übermütige 360-Grad-Schleife. Premierminister Gordon Brown saß mit leicht verklemmtem Gesichtsausdruck auf dem Beifahrersitz. Nach allem, was bislang bekannt ist, blieb das jedoch die einzig heikle Szene bei dem ersten Aufeinandertreffen des neuen britischen Regierungschefs mit seinem wichtigsten Verbündeten.

Als beide nach einem Abendessen unter vier Augen am Sonntag und einem Frühstück mit Beratern am Montag vor die Presse traten, überschlugen sie sich mit gegenseitigen Lobeshymnen. Gleich zu Beginn pries Bush seinen Gast als „prinzipientreuen Mann“, der sich angesichts von drohenden Terrorangriffen und Flutkatastrophe „seiner Führungsrolle würdig erwiesen“ habe. Er sei ein „Problem-Löser“. Die beiden hätten ein „gutes, entspanntes und inhaltsreiches Gespräch“ geführt, sagte der US-Präsident. Je länger die Fragestunde dauerte, desto vertraulicher wurde Bushs Ton. Schließlich nannte er seinen Gast nur noch beim Vornamen, machte Witze über dessen schottische Herkunft und Vorliebe für eine bestimmte Sorte Zahnpasta.

Das war natürlich eine Anspielung auf der erste Treffen zwischen Bush und Browns Vorgänger Tony Blair 2001, bei dem der US-Präsident gespaßt hatte, die Gemeinsamkeiten der beiden gingen so weit, dass sie sogar die gleiche Zahnpasta benutzten. Die Beziehung der beiden wuchs zu einer politischen Symbiose, die Blair am Ende zu Hause vor allem angesichts des umstrittenen Irak-Feldzuges nur mit Mühe rechtfertigen konnte. Brown steht nun vor der schwierigen Aufgabe, einerseits zu vermeiden, ebenfalls als „Bushs Pudel“ verhöhnt zu werden. Andererseits sind die Probleme zu drängend, als dass sie sich aufschieben ließen, bis Anfang 2009 Bushs Nachfolger in das Weiße Haus einzieht.

Brown hatte die Befürchtungen der Amerikaner, die Beziehung zu ihrem wichtigsten europäischen Verbündeten könne durch den Machtwechsel in der Downing Street abkühlen, im Vorfeld seines Besuches mit einem Meinungsstück in der „Washington Post“ gelindert. Darin verwies er auf die historischen Wurzeln des engen Bundes zwischen London und Washington, die auf der Grundidee einer freien und demokratischen Gesellschaft beruhten. „Es sind diese Ideen, die uns verbinden und uns die Stärke geben“ Als Herausforderungen nannte er die Gefahr der Verbreitung von Atomwaffen, die globale Armut und den Klimawandel – sowie als drängendste Herausforderungen den globalen Terrorismus, „der feindlich gesinnt und hasserfüllt gegen alle Werte steht, die wir teilen“.

Solche Worten ließen Bush anerkennend bemerken: „Er hat es verstanden.“ Wenn es um die Bekämpfung des Terrorismus geht, sieht er sich ideologisch mit seinem Gast aus London auf einer Linie. Offen ist, was das konkret für die Zukunft der rund 5500 britischen Soldaten im Irak heißt. Brown sagte, sein Land habe „eine Verantwortung, der es gerecht werden muss“. Wann der Auftrag im Irak erfüllt sei, hätten die Kommandeure vor Ort zu entscheiden. Auf die Frage, ob er sich sicher sei, dass sein Gast im Irak nicht doch am liebsten alles stehen und liegen lassen wolle, antwortete Bush wiederum nicht direkt. Aber er versicherte: „Uns eint dieselbe Idee von moralischem Handeln.“

Wie nahe der britische Premier seinem US-Kollegen bei seinem Antrittbesuch am präsidialen Feriensitz vor den Toren Washingtons wirklich kam, wird sich ohnehin erst in den nächsten Wochen sagen lassen, wenn den warmen Worten Taten folgen. Immerhin hatte er für Bush auch eine nette Charakterisierung parat: Der sei ein „mitfühlender Mensch“, lobte Brown. Gleichzeitig blieb er auf Distanz und redete seinen Gastgeber bis zuletzt formvollendet als „Mr. President“ an.

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