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Politik: BSE: Frankreich will Tierfette als Futter verbieten

Im Streit um den Rinderwahn gerät die französische Regierung zunehmend unter Druck. Gestern sprach sich Finanzminister Laurent Fabius für ein sofortiges Verbot von Tiermehlen und -fetten in Frankreich aus.

Im Streit um den Rinderwahn gerät die französische Regierung zunehmend unter Druck. Gestern sprach sich Finanzminister Laurent Fabius für ein sofortiges Verbot von Tiermehlen und -fetten in Frankreich aus. Fabius widersprach damit dem Pariser Agrarminister Jean Glavany, der vor einer Entscheidung zunächst die französische Lebensmittelbehörde AFSSA anhören möchte. Auch Präsident Jacques Chirac drängt auf ein rasches Verbot der Tierfette.

Chirac und Fabius möchten verhindern, dass das Vertrauen in französisches Rindfleisch weiter schwindet. In der vergangenen Woche hatten Russland und Ungarn Importverbote erlassen. Mehrere Pariser Schulkantinen strichen Rindfleisch ganz vom Speiseplan. Nach offiziellen Angaben ist bisher jedoch kein einziges BSE-verseuchtes Rind in den Verzehr gelangt. Agrarminister Glavany sieht Frankreich europaweit sogar an der Spitze des Kampfes gegen den Rinderwahn.

Frankreich hat einen BSE-Schnelltest eingeführt, der künftig flächendeckend eingesetzt werden soll. Mit der Ausweitung des Schnelltests steigt allerdings auch die Zahl der entdeckten BSE-Fälle. So wurden seit Jahresbeginn in Frankreich bereits 86 Fälle von Rinderwahn registiert. Experten rechnen mit einem weiteren Anstieg der BSE-Kurve bis ins Jahr 2001.

Allerdings sind die französischen Fachleute bisher die Erklärung schuldig geblieben, weshalb sich die BSE-Seuche weiter ausbreitet. Agrarminister Glavany musste einräumen, die Rinderseuche sei vermutlich nicht nur durch Vererbung und durch Tierfette übertragbar, sondern auch durch einen mysteriösen "dritten Infektionsweg". Die Übertragung durch Tierfette wiederum sei ausgeschlossen, da ihre Verfütterung an Rinder schon 1990 verboten wurde.

Allerdings mehren sich die Hinweise darauf, dass Tierfette dennoch von einigen Bauern weiter verfüttert werden. Dieses Risiko ließe sich nur durch ein absolutes Verbot der Tierfette ausräumen, heißt es in Paris. Ein Totalverbot würde allerdings umgerechnet 1,5 Milliarden Mark kosten und neue Probleme schaffen. Außerdem müsste Frankreich vermutlich vegetarische Fette auf Sojabasis aus den USA importieren. Da US-Soja vielfach gentechnisch behandelt wird, wirft dies neue Fragen für die EU-Agrarpolitik auf.

Ihre Klärung werde drei bis vier Monate dauern, sagte Glavany. Selbst nach einem Totalverbot für Tierfette in Frankreich stelle sich die Frage nach europaweiten Regeln. Deutschland sei im Kampf gegen die BSE-Seuche weniger strikt als Frankreich, dies gelte auch bei den Tierfetten.

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