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Politik: BSE: Jetzt auch Verdachtsfall in Sachsen

Nach einem BSE-Verdachtsfall steht in Sachsen-Anhalt möglicherweise erstmals eine Rinder-Großherde vor ihrer Vernichtung. Das Landesagrarministerium prüfte am Montag, ob nach einer Bestätigung des Verdachts alle 950 Tiere des Hofes im Landkreis Merseburg-Querfurt getötet werden müssten.

Nach einem BSE-Verdachtsfall steht in Sachsen-Anhalt möglicherweise erstmals eine Rinder-Großherde vor ihrer Vernichtung. Das Landesagrarministerium prüfte am Montag, ob nach einer Bestätigung des Verdachts alle 950 Tiere des Hofes im Landkreis Merseburg-Querfurt getötet werden müssten. Das Bundesagrarministerium wies unterdessen Zweifel an der Zuverlässigkeit von BSE-Tests zurück, räumte aber ein Restrisiko ein. Mehrere Bundesländer wollen künftig Betriebe benennen, die ihre Wurst- und Fleischwaren falsch deklarieren.

Die 16 deutschen Kühe, bei denen die Rinderseuche bisher offiziell bestätigt wurde, stammten alle aus kleinen und mittelgroßen Betrieben. Mit dem Hof im sachsen-anhaltischen Mücheln steht nun erstmals eine ostdeutsche Großmästerei unter BSE-Verdacht. Endgültige Gewissheit, ob die am 5. Januar eingeschläferte Kuh tatsächlich an BSE erkrankt war, wird frühestens am Mittwoch von einem weiteren Test der Tübinger Bundesanstalt für Viruskrankheiten der Tiere erwartet. Zwei BSE-Schnelltests hatten ein positives Ergebnis gebracht.

Der Wert der Herde in Mücheln liegt nach Angaben des Landesagrarministeriums bei über einer Million Mark. Sollten alle Tiere getötet werden müssen, werde das Unternehmen aus der Tierseuchenkasse entschädigt, sagte eine Sprecherin. Kein Geld gebe es für die Verluste aus dem bereits verbotenen Milchverkauf.

In Sachsen, aus dem ebenfalls ein neuer BSE-Verdachtsfall gemeldet worden war, entschied das Landeskabinett in einer Sondersitzung über das weitere Vorgehen. Bestätige sich der Verdacht, werde der Bestand von rund 350 Rindern getötet, sagte Landesgesundheitsminister Hans Geisler (CDU). Ein endgültiger Befund sollte noch am Montag vorliegen. Dem Agrarbetrieb bei Leipzig gehören mehr als 1000 Rinder. Ein Sprecher Geislers sagte, möglicherweise müssten auch Rinder aus anderen Ställen getötet werden, die mit dem BSE-verdächtigen Tier zusammen gestanden hätten oder gemeinsam gefüttert worden seien.

Künasts Parlamentarischer Staatssekretär Gerald Thalheim (SPD) wies Kritik an der Zuverlässigkeit der BSE-Schnelltests zurück, nachdem der "Spiegel" über widersprüchliche Tests bei einem Tier berichtet hatte. Die Schnelltests seien zu 99,9 Prozent sicher. Eine hundertprozentige Sicherheit gebe es aber nicht, weshalb mit der Formulierung "BSE-getestet" auch nicht geworben werden dürfe. Das Risiko, von Rindfleisch krank zu werden, entspreche dem, "von einem Blitz getroffen zu werden".

Mehrere Bundesländer kündigten an, künftig die Namen von Betrieben zu veröffentlichen, die Inhaltsstoffe in Wurst nicht korrekt ausweisen und Rindfleisch verschweigen. Die Berliner Gesundheitssenatorin Gabriele Schöttler (SPD) sagte, eine solche Täuschung sei kein Kavaliersdelikt. Sie habe bereits vier Firmen benannt. Hamburgs Gesundheitssenatorin Karin Roth (SPD) kündigte weitere Kontrollen an.

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