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Politik: BSE: Rinderwahn - auch bei Schafen?

Was wäre, wenn es Rinderwahn auch bei Schafen gäbe? Die britische Regierung hat diese Frage Ende September vorsorglich beantwortet.

Was wäre, wenn es Rinderwahn auch bei Schafen gäbe? Die britische Regierung hat diese Frage Ende September vorsorglich beantwortet. Und weil sie nicht wieder in den Verdacht geraten wollte, abzuwiegeln, hat sie gleich den schlimmsten Fall ausgemalt: Wenn Schafe nicht nur an der Traberkrankheit (Scrapie) leiden können, dann müsste womöglich der gesamte britische Schafbestand getötet werden. Das wären 30 bis 40 Millionen Tiere. Dagegen nähme sich die Massenschlachtung während der Maul- und Klauenseuche zu Jahresbeginn bescheiden aus.

Zum Thema Rückblick: Der Beginn der BSE-Krise in Deutschland Dass bei Schafen nicht nur die seit dem 18. Jahrhundert bekannte Prionen-Krankheit Scrapie auftreten kann, ist schon länger bekannt. Werden die Tiere mit großen Mengen infektösen Materials, also BSE-verseuchtem Hirn, gefüttert, können Schafe mit der BSE-verwandten Transmissiblen Spongiformen Enzephalopathie (TSE) infiziert werden. Nur: Ob diese gefährliche Krankheit tatsächlich bereits bei Schafen aufgetreten ist, wusste bisher niemand.

Deshalb untersucht eine britische Expertengruppe Schafhirne, die zwischen 1990 und 1992 gesammelt worden sind. Das Ende dieser Woche erwartete Ergebnis: Es hat Anfang der 90er Jahre offenbar Schafe gegeben, bei denen TSE nachgewiesen werden konnte. Allerdings sagt das Züricher Mitglied der Gruppe, Adriano Aguzzi, die Stichprobe (2863 Hirne) sei ohnehin zu klein, "um weltbewegende Neuigkeiten" abzuleiten. Außerdem sind die Forscher nicht einmal sicher, ob alle untersuchten Hirne tatsächlich Schafhirne waren. Wie verbreitet die Krankheit tatsächlich ist, wissen sie erst recht nicht.

Das lässt sich frühestens vom kommenden Jahr an feststellen. Denn dann müssen auf Betreiben von Agrarministerin Renate Künast in der Europäischen Union stichprobenweise verendete Schafe auf TSE untersucht werden. Zudem soll es bei geschlachteten Schafen von 18 Monaten an Schnelltests geben. Allerdings räumt Alexander Müller, Staatssekretär im Berliner Verbraucherschutzministerium, ein, die meisten Schafe würden bereits als Lämmer geschlachtet. Trotzdem hat Müller die Agrarminister der Länder bereits schriftlich darum gebeten, alle verendeten Schafe auf TSE und Scrapie untersuchen zu lassen. "Wir wollen die Untersuchungsbasis verbreitern", sagt er. Renate Künast wolle schließlich nicht erst handeln, wenn die nächste Krise auf Deutschland zurollt.

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