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Gerät mit seinen Vorhaben manchmal auf die schiefe Bahn - Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel.

© Reuters

Buchpreisbindung auch für E-Books?: Sigmar Gabriel als digitaler Bremser

Sigmar Gabriel will die Buchpreisbindung auch für E-Books durchsetzen. Das ist ebenso aussichtsreich, wie es eine Ladenschlussverordnung für Amazon wäre oder ein Sonntagsverkaufsverbot bei Zalando. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Ursula Weidenfeld

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel versucht mit wachsender Raffinesse, den digitalen Wandel aus Deutschland auszusperren. Vor allem, wenn Veränderungen lieb gewordene Gewohnheiten bedrohen, sollen sie möglichst verhindert werden. Gabriel wird damit scheitern. Für die Verbraucher aber sind das gute Nachrichten.

Die Buchpreisbindung ist ein Beispiel dafür. Noch in diesem Jahr will Gabriel sie auch für E-Books durchsetzen. Egal, wie man zu dieser Ausnahmeregelung für Bücher steht, die Verlagspreise zu verbindlichen Abgabepreisen macht: Sie im Internet durchzusetzen, ist ebenso aussichtsreich, wie es eine Ladenschlussverordnung für Amazon wäre, ein Sonntagsverkaufsverbot bei Zalando oder eine Kundentoilette bei Ebay. Bücher auf Papier sind nur zu festen Preisen zu haben. Digital ausgelieferte Werke dagegen bekommt man schnell mit ordentlichen Abschlägen – zumal, wenn man sie nicht in Deutschland, sondern in den USA oder in England kauft.

Nationale Regulierungen können hier nur vorübergehend wirken. Auf die Dauer wird es zwei Märkte geben: einen für die Älteren und Wohlhabenden, einen anderen für die Jüngeren und Ärmeren. Wer Geld hat, kann sich eher für Produkte entscheiden, die zwar teuer, dafür aber berechenbarer sind. Für eine Stadtfahrt im registrierten Taxi mit einer extra Insassenversicherung zum Beispiel. Oder für ein Frühstück in einer Pension, deren Betreiberin eine Steuernummer hat und regelmäßig beim Gesundheitsamt auf Tuberkulose und andere hässliche Keime untersucht wird. Die anderen fahren mit digital arrangierten Mitfahrgelegenheiten und lassen sich das Frühstück auch mal von einem machen, der keinen Stempel vom Gesundheitsamt hat. Noch schneller wird die Veränderung in Märkten geschehen, in denen gar keine physischen Produkte mehr gehandelt werden. Zum Beispiel bei elektronischen Büchern.

Für die Verbraucher ist das gut. Sie profitieren von der Dynamik aus dem kaum regulierbaren Teil des Marktes. Sie können wählen. Diesmal geht es dabei nicht um Ideologie. Es sind es nicht die Neoliberalen, die den Rückzug des Staates verlangen. Diesmal ist es die Realität, die ihn erzwingt.

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