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Budapest: Krawalle und Störaktionen zum Jahrestag

Rechtsextremisten haben in Budapest das Gedenken an die ungarische Revolution von 1848 gestört. Das Ausmaß der Gewalt blieb aber weit hinter den Unruhen vom vergangenen Herbst zurück.

Budapest - Mehrere hundert gewalttätige Demonstranten lieferten sich in den Abendstunden Straßenschlachten mit der Polizei. Zuvor hatten rechtsradikale Regierungsgegner sowohl den traditionellen Fahnenappell vor dem Parlament als auch die Feier der Regierung vor dem Nationalmuseum und die der Budapester Stadtverwaltung mit Sprechchören und Pfiffen massiv behindert, ohne dass dies zu einem Abbruch der Veranstaltungen geführt hätte.

Die Krawalle blieben allerdings in ihrer Heftigkeit hinter den Unruhen vom vergangenen Herbst zurück, als Hunderte Polizisten, Demonstranten und Passanten verletzt wurden. Nach Polizeiangaben erlitten am Donnerstagabend vier Polizisten leichte Verletzungen. Mehrere Dutzend Demonstranten wurden festgenommen, unter ihnen auch ein Rädelsführer der Unruhen vom Herbst, der zur Fahndung ausgeschrieben war und sich seitdem versteckt hielt.

Die Rechtsextremisten, die wie schon im Herbst den Rücktritt der links-liberalen Regierung von Ministerpräsident Ferenc Gyurcsany forderten, bewarfen die Polizisten in der Budapester Innenstadt mit Steinen und beschossen sie mit aus Gummischleudern abgefeuerten Metallkugeln. Aus Baugerüsten, Bänken und Müllkübeln errichteten sie Barrikaden, die sie in Brand setzten. Die Bereitschaftspolizei löste die gewalttätigen Kundgebungen mit Tränengas und Wasserwerfern auf.

"Wir haben keine Angst"

Mehrere tausend Rechtsradikale hatten zuvor die Feiern der Regierung und der Budapester Stadtverwaltung mit Pfeifkonzerten und Sprechchören gestört. "Wir haben keine Angst", rief der Budapester Oberbürgermeister Gabor Demszky - in der Zeit des Kommunismus ein prominenter Dissident - den Demonstranten entgegen. "Wir friedliebende Demokraten - Konservative, Sozialisten und Liberale - sind die Mehrheit in diesem Land."

Die Extremisten warfen auch Eier, Flaschen und Steine gegen die Rednertribüne, die von Sicherheitsleuten mit Regenschirmen geschützt wurde. Bei der Gedenkfeier vor dem Nationalmuseum, an der auch der Regierungschef teilnahm, schwenkten die Rechten die mittelalterliche, auch in der Nazi-Zeit verwendete Arpad-Fahne, pfiffen und skandierten "Gyurcsany, verschwinde!".

Oppositions-Demo verläuft friedlich

Eine Demonstration des rechts-konservativen Oppositionsführers Viktor Orban verlief hingegen friedlich. Vor mehreren zehntausend Anhängern erklärte Orban, dass die Regierung Gyurcsany "von der Macht gescheucht" werden könne, wenn sich eine von Orbans Bund Junger Demokraten (FIDESZ) initiierte Volksabstimmung gegen Reformvorhaben der Regierung Gyurcsany als erfolgreich erweisen wird.

Am 15. März feiern die Ungarn den Ausbruch der bürgerlichen Revolution von 1848. Im daran anschließenden Unabhängigkeitskrieg hatten sie vergeblich versucht, sich aus dem Herrschaftsbereich des Habsburger-Imperiums zu lösen. (tso/dpa)

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