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Bürgerkrieg in Syrien: "Eine verlorene Generation"

Rani Rahmo, Direktor von "SOS-Kinderdörfer" in Syrien, spricht mit dem Tagesspiegel über den Bürgerkrieg in Syrien, die andauernden Gefechte und den Alltag einer Generation.

Herr Rahmo, Ihre Organisation musste die Arbeit auf ein Kinderdorf bei Damaskus beschränken. Wie ist dort die Lage?

Die Lage in der Gegend um unser Dorf herum verändert sich ständig. Wir hatten in der Vergangenheit mehrere Monate Ruhe. Jetzt tauchen immer häufiger wieder bewaffnete Gruppen der Rebellen auf. Nachts gibt es dann Gefechte mit regierungstreuen Soldaten, die sich in einem Nachbarort verschanzt haben. Noch besteht allerdings für das Kinderdorf keine unmittelbare Gefahr.

Vor wenigen Tagen gab es Berichte über einen möglichen Giftgaseinsatz in der Nähe der syrischen Hauptstadt. Welche Informationen haben Sie?

Über den Giftgasangriff gibt es hier verschiedene Theorien. Keiner kann sich ein genaues Bild davon machen, was geschehen ist. Schließlich sind die betreffenden Gebiete heftig umkämpft.

Die Kinder leiden am meisten.
Die Kinder leiden am meisten.

© dpa

Der Krieg ist allgegenwärtig. Wie wirkt sich das auf die Kinder aus?

Die Kinder im Dorf haben sich trotz andauernder Gefechte an die Lage gewöhnt. Einigen traumatisierten Mädchen und Jungen haben wir helfen können. Ganz anders sieht die Situation für Kinder außerhalb des Dorfes aus. Der Krieg hat für sie katastrophale Folgen. Zum Beispiel werden Orte im Landkreis Damaskus fast jeden Tag mit Raketen beschossen.

Rani Rahmo ist Direktor der "SOS-Kinderdörfer" in Syrien
Rani Rahmo ist Direktor der "SOS-Kinderdörfer" in Syrien

© SOS Kinderdörfer/Tommy Standun

Alle Hilfsorganisationen warnen mit Blick auf die Situation der Kinder vor einer "verlorenen Generation". Teilen Sie diese Befürchtung?

Ja. In den umkämpften Gebieten sind die meisten Schulen geschlossen, zerstört oder in den Gebäuden sind Flüchtlinge untergekommen. Hinzu kommt, dass viele Eltern ihre Kinder gezwungenermaßen eher zur Arbeit schicken als zum Unterricht. Denn es geht schlicht darum, den Lebensunterhalt zu sichern.

Welche Folgen kann das für Syrien selbst und die Region haben?

Vermutlich erhebliche. Denn diese „verlorene Generation“ wird sich womöglich radikalisieren.

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