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Politik: Buhmann als Traumrolle

Von Matthias Meisner Der Genosse nahm kein Blatt vor den Mund. Bernd Rump, bei der sächsischen Landtagsfraktion Berater für Strategie, wählte provozierende Worte: Seine Partei zeichne sich durch unklare Politik und sich widersprechende Botschaften aus, kritisierte er in einem dreiseitigen Papier.

Von Matthias Meisner

Der Genosse nahm kein Blatt vor den Mund. Bernd Rump, bei der sächsischen Landtagsfraktion Berater für Strategie, wählte provozierende Worte: Seine Partei zeichne sich durch unklare Politik und sich widersprechende Botschaften aus, kritisierte er in einem dreiseitigen Papier. „Jetzt, wo fast alle dahindümpeln, dümpeln wir auch.“ Die Thesen gipfeln in der Frage:„Könnte es sein, dass uns das System schon hat?“ Der sächsische Genosse hat sich mit Wissen des stellvertretenden Bundesvorsitzenden Peter Porsch an den Schreibtisch gesetzt. Die PDS werde die Bundestagswahl im September verlieren, prognostizierte Rump - sollte nicht, womit kaum zu rechnen sei, der politische Gegner erneut ausholen und die Sozialisten-Partei zum „Buhmann der Nation“ erklären.

Tatsächlich wachsen auch im Berliner Karl-Liebknecht-Haus, der Zentrale der Bundespartei, Zweifel, ob die in Umfragen bei fünf Prozent gehandelte PDS für die Wahl im Herbst gut aufgestellt ist. Personalisierung, heißt es dort mit Blick auf das Duell von Gerhard Schröder und Edmund Stoiber, schade immer den kleinen Parteien. Doch anders als die FDP und die Grünen, die mit Guido Westerwelle und Joschka Fischer ihren Wahlkampf auf einen Spitzenkandidaten ausrichten wollen, hapert es bei der PDS gewaltig: Deren Spitzen-Quartett mit Parteichefin Gabi Zimmer, Fraktionschef Roland Claus, Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch und der Vize-Parteichefin Petra Pau ist nicht einmal bei den eigenen Anhängern im Bewusstsein. „Keine Verlegenheitslösung“ sei die Aufstellung dieser Vierer-Runde gewesen, versichern die Strategen - im Bewusstsein, dass sich kurz vor der heißen Wahlkampfphase ohnehin nichts mehr ändern lässt.

Prominenz von außen fehlt fast ganz. Nur in Hessen mit der früheren TV-Chefredakteurin Luc Jochimsen und in Sachsen mit dem Sohn des Bürgerrechtlers Robert Havemann, Florian Havemann, gelang es, Zugpferde aussichtsreich zu platzieren. Der frühere Grünen-Bundestagsabgeordnete Manfred Such derweil fiel in Nordrhein–Westfalen durch. In anderen Bundesländern eroberten früh Ideologen Spitzenplätze: Ulla Jelpke in NRW etwa oder Winfried Wolf in Baden-Württemberg. Gute Chancen auf Einzug in den Bundestag hat auch Parteivize Diether Dehm, der lange SPD-Mitglied war.

Eine klare Wahlkampfstrategie derweil ist nicht zu erkennen. „Wenn wir die Wahl verlieren, dann im Osten“, sagt Parteimanager Bartsch - und bekräftigt die Oppositionsrolle, auf die sich der PDS-Wahlparteitag in Rostock verständigt hatte. Doch zugleich spricht der Bundesgeschäftsführer davon, dass die Mehrheit der PDS-Wähler strategisch ein rot-rotes Bündnis auch im Bund befürworte. „Wenn es an der PDS liegen sollte, werden wir ihn wählen – ein Kanzler Schröder ist uns lieber als ein Kanzler Stoiber.“. Für den sächsischen Strategen Rump ist das nur Beleg für neue Unklarheiten: Die PDS, schreibt er, „will Schröder nicht - und er will sie nicht. Sie will Stoiber nicht – aber warum will sie dann Schröder eher als den? Und was will sie überhaupt?“

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