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Einsatzkräfte bei einer Durchsuchung im baden-württembergischen Reutlingen.

© dpa/Marijan Murat

Update

Polizist in Reutlingen angeschossen: Mutmaßlicher „Reichsbürger“-Schütze besaß wohl 22 Waffen

Der Zwischenfall ereignete sich während einer Durchsuchung im baden-württembergischen Reutlingen. Gegen den Schützen wird nun wegen des Verdachts des versuchten Mordes ermittelt.

| Update:

Der mutmaßliche „Reichsbürger“, der in Reutlingen auf einen Polizisten geschossen haben soll, soll nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittler jede Menge Waffen legal besessen haben. Auf seiner Waffenbesitzkarte waren nach dpa-Informationen 22 Waffen eingetragen.

Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) drängt bereits auf eine rasche Verschärfung des Waffenrechts durch den Bund. Strobl, der nach der eskalierten Durchsuchung am Mittwoch vor Ort war, berichtete am Donnerstag in Stuttgart von einem beachtlichen, erschreckenden und perversen Waffenarsenal, das man in dem Gebäudekomplex gefunden habe. „Das, was ich dort gesehen habe, braucht wirklich kein Mensch.

Verdacht der Unterstützung einer kriminellen Vereinigung

Der Verdächtige befindet sich in Untersuchungshaft. Das teilte die Bundesanwaltschaft am Mittwoch in Karlsruhe mit. Der Beamte war bei dem Vorfall in Reutlingen am Arm verletzt worden.

Nach der Groß-Razzia im „Reichsbürger“-Milieu am 7. Dezember gibt es nach Angaben der Bundesanwaltschaft fünf weitere Beschuldigte. Die Durchsuchungen am Mittwoch stehen damit in Zusammenhang, wie eine Sprecherin der Karlsruher Behörde auf Anfrage mitteilte.

Bei den fünf Personen bestehe der Verdacht der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung. Sie seien aus München, der Region Hannover, Chemnitz und der Schweiz.

Weiter hieß es: „Im Auftrag der Bundesanwaltschaft haben heute Morgen Durchsuchungen von mehr als 20 Objekten in insgesamt acht Bundesländern sowie in der Schweiz begonnen.“ Dabei seien auch die Räumlichkeiten von 14 nicht-verdächtigen Personen durchsucht worden.

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Bei einer Durchsuchung im baden-württembergischen Reutlingen hatte die betroffene Person mindestens einen Schuss abgegeben. .

Die Bundesanwaltschaft ermittelt gegen den Schützen unter anderem wegen des Verdachts des versuchten Mordes. Der bis dahin als Zeuge geführte Mann habe die Polizisten im Wohnzimmer mit einer großkalibrigen Schusswaffe erwartet, dann sei es zu einem Schusswechsel gekommen, bei dem ein Polizist am Arm getroffen wurde, teilte die Karlsruher Behörde am Mittwoch mit.

„Der wiederholten Aufforderung, die Waffe wegzulegen, folgte er nicht“, hieß es in der Mitteilung. Der Mann habe sich schlussendlich ergeben und sei vorläufig festgenommen worden. Er sollte noch am Mittwoch am Karlsruher Bundesgerichtshof dem Haftrichter vorgeführt werden. 

Nach dpa-Informationen ist der Mann Sportschütze.

Der Innenminister von Baden-Württemberg, Thomas Strobl (CDU, m.), begleitete die Razzia in Reutlingen.
Der Innenminister von Baden-Württemberg, Thomas Strobl (CDU, m.), begleitete die Razzia in Reutlingen.

© dpa/Marijan Murat

Wie die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen weiter erfuhr, sind unter den insgesamt 19 Menschen, bei denen die Polizei am Mittwochmorgen Räumlichkeiten durchsuchte, ein Polizist und ein Angehöriger der Bundeswehr. Zum Kreis der fünf Beschuldigten zählen die beiden dem Vernehmen nach nicht.

Dem Vernehmen nach waren außer Bayern, Niedersachsen und Sachsen auch Baden-Württemberg, Hessen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen betroffen.

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Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur wurden in Bayern sechs Objekte im Bereich dreier Polizeipräsidien durchsucht: Unterfranken, München und Oberbayern Süd.

In Niedersachsen war ein Objekt im Raum Hannover betroffen, wie ein Sprecher des dortigen Innenministeriums sagte. Auch in Mecklenburg-Vorpommern gab es eine Durchsuchung, wie es aus Sicherheitskreisen hieß. 

Durchsuchungen auch in der Schweiz

Im Zusammenhang mit der Razzia im „Reichsbürger“-Milieu wurden am Mittwoch auch in der Schweiz Hausdurchsuchungen durchgeführt. Gegen zwei Personen seien Strafverfahren eröffnet worden, teilte die Bundesanwaltschaft in Bern mit.

Es bestehe der Verdacht auf Unterstützung oder Beteiligung an einer kriminellen oder terroristischen Organisation. „Die Klärung der mutmaßlichen Rollen und Absichten der beschuldigten Personen ist Gegenstand der laufenden Ermittlungen“, teilte die Bundesanwaltschaft mit.

Die deutsche Generalbundesanwaltschaft habe auch Rechtshilfeersuchen gestellt, die „entweder bereits abgeschlossen sind oder sich gegenwärtig im Vollzug befinden“, teilte die Schweizer Bundesanwaltschaft weiter mit.

Die Rechtshilfe kann unter anderem Befragung von Zeugen oder Verdächtigen umfassen und die Auslieferung von Festgenommenen. Auf politischer Ebene wird seit Jahren darüber gestritten, wie man zu einer rascheren Entwaffnung von Extremisten kommen kann. 

Im Dezember waren Polizei und Bundesanwaltschaft mit mehreren tausend Einsatzkräften gegen ein mutmaßliches Netzwerk aus Reichsbürgern vorgegangen. Diese sollen einen gewaltsamen Umsturz geplant haben.

25 Menschen wurden festgenommen und sitzen in Untersuchungshaft. Unter ihnen ist der Frankfurter Geschäftsmann Heinrich XIII. Prinz Reuß, der mutmaßliche Kopf des Netzwerks, außerdem die frühere AfD-Bundestagsabgeordnete und vorläufig suspendierte Richterin Birgit Malsack-Winkemann. (dpa, AFP)

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