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Getroffen: Bundespräsident Joachim Gauck (rechts) fasst sich nach dem Eierwurf an die Schläfe.

© AFP

Bundespräsident in Tschechien: Joachim Gauck von einem Ei am Kopf getroffen

Staatsbesuch in Tschechien: Bundespräsident Joachim Gauck wurde am Kopf von einem Ei getroffen. Aber er war gar nicht das Ziel des Angriffs.

Bundespräsident Joachim Gauck ist am Montag in Prag von einem Ei am Kopf getroffen worden. Während einer Zeremonie zum 25. Jahrestag des Umsturzes in Osteuropa sei Gauck von einem Ei an der Schläfe getroffen worden, sagte der tschechische Präsidentschaftssprecher Jiri Ovcacek. Er sei von dem Treffer erschüttert worden, habe das Programm aber wie geplant fortgesetzt. Der Wurf galt demnach eigentlich dem Gastgeber, Tschechiens Staatschef Milos Zeman. Dieser steht wegen eines mit zahlreichen Schimpfwörtern gespickten Interviews in der Kritik.

Gauck weilte am Montag zusammen mit dem ungarischen Präsidenten Janos Ader, dem polnischen Staatschef Bronislaw Komorowski und dem Präsidenten der Slowakei, Andrej Kiska, in Prag. Gemeinsam gedachten sie des Beginns der Samtenen Revolution vor 25 Jahren, die zum friedlichen Ende der kommunistischen Herrschaft in der damaligen Tschechoslowakei führte.

Die Gedenkfeier wurde von Protesten gegen Zeman begleitet. Als Gauck von dem Ei getroffen wurde, sagte Zeman laut seinem Sprecher: "Entschuldigen Sie, Herr Präsident, dieses Ei war für mich gedacht, nicht für Sie."

Die Feiern zum 25. Jahrestag der Samtenen Revolution in Tschechien sind von Protesten gegen Präsident Zeman geprägt worden. Tausende Demonstranten hielten am Montag in der Prager Innenstadt rote Karten hoch, um ihre Ablehnung der Politik des umstrittenen Politikers auszudrücken. Viele der Demonstranten in Prag trugen Anstecker mit dem Bild des früheren Dissidenten Vaclav Havel, der nach dem Ende des Kommunismus zum ersten Präsidenten Tschechiens gewählt worden war, sowie Banner mit der Forderung nach dem Rücktritt Zemans. Die Kundgebung erinnerte an das brutale Vorgehen der Polizei gegen eine Studentendemonstration am 17. November 1989, das die Samtene Revolution auslöste, die letztlich den Sturz der kommunistischen Führung zur Folge hatte.

Zeman hatte vergangene Woche viele Tschechen mit der Bemerkung verärgert, die Demonstration sei nur eine "von vielen Protestmärschen" gewesen und die Polizei habe damals kein "Blutvergießen" verursacht. Der einstige Kommunist stößt zudem mit seiner rüden Ausdrucksweise bei seinen Landsleuten zunehmend auf Kritik. So bezeichnete der 70-Jährige kürzlich in einem Radiointerview die Mitglieder der Kreml-kritischen Punk-Rock-Band Pussy Riot als "Huren". Auch irritierte er in den vergangenen Monat viele Tschechen mit seinem prorussischen Kurs. Während die EU und die Nato Moskau vorwerfen, im Osten der Ukraine die Strippen zu ziehen, bezeichnete Zeman den Konflikt wiederholt als "Bürgerkrieg zwischen zwei Gruppen ukrainischer Bürger". Außerdem sagte der Anfang 2013 gewählte Staatschef bei einem Besuch in Peking im Oktober, er wolle von China lernen, "wie man die Gesellschaft stabilisiert".

"Ich bin gekommen, um Zeman die rote Karte zu zeigen, weil ich gegen fast alles bin, was er tut, einschließlich seiner Außenpolitik", sagte die Demonstrantin Jarmila Rydlova bei der Kundgebung in Prag. Der Student Vojtech Stros sagte: "Wir lehnen das Verhalten unseres Präsidenten ab, ich hasse die Dinge, die er sagt." Auch ein öffentlicher Auftritt Zemans auf einem Prager Platz wurde am Montag von Pfiffen und Buhrufen seiner politischen Gegner begleitet. (AFP)

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