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Christian Wulff bleibt weiter in der Kritik. Jetzt geht es um einen Urlaub auf Sylt.

© dapd

Update

Bundespräsident: Staatsanwaltschaft untersucht Wulffs Sylt-Urlaub

Wollte Christian Wulffs Unternehmerfreund Groenewold Belege eines gemeinsamen Luxusurlaubs verschwinden lassen? Die Staatsanwaltschaft Hannover prüft diesen Verdacht.

Die Staatsanwaltschaft in Hannover untersucht den gemeinsamen Urlaub des ehemaligen Ministerpräsidenten von Niedersachsen, Christian Wulff, und des Filmunternehmers David Groenewold 2007 auf der Nordseeinsel Sylt. "Wir nehmen die Berichterstattung darüber mit großem Ernst zur Kenntnis", sagte Sprecher Hans-Jürgen Lendeckel dem Tagesspiegel. Teil der "gründlichen Untersuchung" sei auch die Berichterstattung über den angeblichen Versuch des Unternehmers Groenewold, Hotel-Belege über den gemeinsamen Urlaub mit Wulff und seiner Frau Bettina in seinen Besitz zu bekommen, betonte Lendeckel. Im Rahmen der Prüfung habe dies "möglicherweise Indizwirkung" für einen Verdacht auf eine mögliche Straftat. Der Urlaub sei der Staatsanwaltschaft durch Medienberichte bekannt gewesen, nicht aber, dass Belege beiseite geschafft worden sein sollen. "Das ist neu, das kannten wir noch nicht."

Den strittigen Urlaub soll sich Wulff 2007 als niedersächsischer Ministerpräsident von Groenewold bezahlt haben lassen. Dieser habe vor knapp drei Wochen versucht, alle existierenden Unterlagen darüber an sich zu bringen, wie die „Bild“-Zeitung berichtet. Demnach übernachtete Wulff mit seiner heutigen Ehefrau Bettina vom 31. Oktober bis zum 3. November 2007 im „Hotel Stadt Hamburg“ auf Sylt. Der Preis der Suite betrug pro Nacht 258 Euro. Gebucht und bezahlt habe den Wulff-Aufenthalt der David Groenewold.

Die Causa Wulff hier in Bildern:

Am 16. Januar 2012, gut einen Monat nach dem ersten Bericht über die Wulff-Affären, habe Groenewold im Hotel Hamburg in Westerland auf Sylt angerufen und die Hotelangestellten zu Stillschweigen über den Vorgang verpflichtet. Am 19. Januar 2012 sei er persönlich im Hotel erschienen und habe Mitarbeiter des Hotels mit Erfolg aufgefordert, ihm alle relevanten Rechnungen und Belege auszuhändigen. Groenewold ließ über seine Anwälte bestreiten, dass er die Angelegenheit vertuschen wollte. In dem Schreiben wird auch ein Fax des Hotels zitiert. Darin wird der Sachverhalt insoweit bestätigt, als dass Groenewold tatsächlich am fraglichen Tag in dem Hotel gewesen sei und sich Rechnungen des gemeinsamen Urlaubs mit Wulff aushändigen ließ. Diese seien jedoch Kopien gewesen, was Groenewold bereits zuvor mitgeteilt worden wäre. Zudem habe der Unternehmer das Hotel um Vertraulichkeit besonders gegenüber Journalisten gebeten.

Wulffs Anwalt Gernot Lehr erklärte auf Anfrage der Zeitung dazu: „Die Organisation des Aufenthalts erfolgte durch Herrn Groenewold. Herr Groenewold hatte die Hotelkosten verauslagt. Herr Wulff erstattete Herrn Groenewold die verauslagten Kosten des Aufenthalts in den Räumlichkeiten des Hotels Stadt Hamburg.“ Die Zahlung sei „in bar“ erfolgt.

Nach Auffassung der SPD spitzt sich die Affäre um den Bundespräsidenten damit weiter zu. Die jüngsten Vorwürfe seien „ein Fall für die Staatsanwaltschaft“, sagte SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann. Unternehmer Groenewold habe den damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Wulff offenbar „gefällig gefördert“, um die Filmwirtschaft in Niedersachsen voran zu bringen. Die Vorwürfe beschädigten das Amt des Bundespräsidenten weiter, sagte Oppermann. (Tsp/dapd)

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