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Köhler

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Bundespräsidenten-Rede: Köhler: "Krise nicht überdramatisieren"

Horst Köhler hat dazu aufgerufen, die Krise als Chance zu sehen: Die internationale Gemeinschaft solle eine neue und bessere Weltwirtschaftsordnung herstellen und die Finanzmärkte neuordnen.

Bundespräsident Horst Köhler hat vor einer Überdramatisierung der gegenwärtigen weltweiten Wirtschaftskrise gewarnt. "Ich halte nichts von Schwarzmalerei, auch nicht, wenn sie sich in historische Vergleiche hüllt. Wir erleben heute ein anderes Szenario als das der Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre im 20. Jahrhundert", sagte Köhler laut Manuskript am Donnerstag in Berlin beim Neujahrsempfang für das Diplomatische Korps.

Köhler rief die internationale Gemeinschaft dazu auf, die aktuelle Wirtschafts- und Finanzkrise zur Gestaltung einer "besseren Globalisierung" zu nutzen. "Die Krise ist auch eine Chance", sagte Köhler. Denn sie schärfe das Bewusstsein dafür, "in welch großem Maße die Völker aufeinander angewiesen sind und wie wichtig deshalb gemeinsames Handeln ist".

Forderung nach Neuordnung der internationalen Finanzmärkte

Köhler mahnte eine "sorgfältige Analyse" der Ursachen der Krise an. Eine solche stehe im Grunde noch aus. Geschaffen werden müsse ein neuer Ordnungsrahmen für die internationalen Finanzmärkte. "Ich halte es für richtig, einem reformierten Internationalen Währungsfonds die Wächterfunktion über die Stabilität des internationalen Finanzsystems anzuvertrauen." Benötigt werde zudem ein politisches Verfahren, das dafür sorgt, dass die globalen wirtschaftlichen Ungleichgewichte abgebaut werden "und in dieser Form nicht wieder entstehen können". Die Bekämpfung der weltweiten Armut und des Klimawandels müssten als strategische Ziele in allen Bereichen internationaler Zusammenarbeit verankert werden.

Die Weltgemeinschaft müsse sich außerdem auf ein gemeinsames Ethos verständigen, fügte Köhler hinzu. Ein Grundprinzip dafür müsse lauten: "Wir dürfen andere nur so behandeln, wie wir selbst behandelt werden wollen." Insgesamt zeigte sich Köhler optimistisch: Die internationale Staatengemeinschaft wisse um die Herausforderung und könne auf gemeinsamer Linie handeln. Die Bundesregierung habe mit dem zweiten Konjunkturpaket "kraftvolle Maßnahmen" zur Stärkung der deutschen Wirtschaft beschlossen. Sie stützten die Anstrengungen der Europäischen Union und auch der internationalen Gemeinschaft, der Weltrezession entgegenzuwirken. (ut/dpa/AFP)

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