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Bundespräsidentenwahl: Sodann tritt für Linke gegen Köhler an

Der frühere „Tatort“-Kommissar Peter Sodann will für die Linke zur Bundespräsidentenwahl antreten. Seine Kandidatur gegen Horst Köhler versteht er als Werbefeldzug für die Partei.

Von Hans Monath

Berlin - Die Linkspartei geht mit dem früheren „Tatort“-Kommissar Peter Sodann ins Rennen um das Amt des Bundespräsidenten. Kaum war der Schauspieler zum Kandidaten für das höchste Staatsamt ausgerufen, lieferte er am Dienstag vor der Presse eine kabarettreife Vorstellung, die viele Fragen offenließ. Nach seiner Nominierung durch die Bundestagsfraktion der Linken zitierte der 72-jährige Ostdeutsche im Reichstag ausgiebig Johann Wolfgang Goethe, Heinrich Heine und Bert Brecht, bemühte sich aber nicht um die Erläuterung eines politischen Programms für das Amt des Präsidenten. „Mein Herz hat immer links geschlagen“, versicherte der Film- und Fernsehschauspieler lediglich.

In der Bundesversammlung im Mai 2009 hat der für seine Rolle des Bruno Ehrlicher zum „Ehrenkommissar“ Ernannte keine Erfolgschance. Sodann machte deutlich, dass er seine Bewerbung in erster Linie als Werbefeldzug für die Linksfraktion versteht. Es sei ein „weites Feld“, ob er gewählt werde, meinte er und fügte hinzu: „Ganz dämlich bin ich auch nicht.“ Als Hauptbegründung, warum er nun als Kandidat Rede und Antwort stehen müsse, nannte der frühere Intendant des „neuen theaters“ in Halle eine persönliche Eigenschaft: „Ich kann ungern Nein sagen“ – vor allem nicht, wenn er von Gregor Gysi gebeten werde.

Fraktionschef Oskar Lafontaine meinte, Sodann wäre „in mehrfacher Hinsicht ein guter Repräsentant“ Deutschlands. Er sei als Schauspieler, Regisseur und Intendant sehr erfolgreich und immer ein politischer Künstler geblieben. Es sei für die Linke besonders wichtig, dass sie jemanden vorschlage, „der mit dem Staat der DDR in Konflikt geraten ist“, sagte Lafontaine. Als Leiter des Kabaretts „Rat der Spötter“ war Sodann zu DDR-Zeiten verfolgt und eingesperrt worden. Er verbüßte mehrere Monate Untersuchungshaft, bevor die Strafe zur Bewährung ausgesetzt wurde. „Er ist ein rebellischer Geist“, meinte auch Lafontaines Kovorsitzender Gregor Gysi: „Das war er und das ist er.“ Sodann könne als Bundespräsident für „eine gerechte Vereinigung“ von Ost- und Westdeutschland stehen.

Mit der Nominierung eines eigenen Bewerbers durch die Linkspartei sinken die Chancen der von der SPD ausgerufenen Kandidatin Gesine Schwan. Die SPD hatte ursprünglich auf die Unterstützung der Linkspartei gezählt. Als Schwan jedoch die Linkspartei im Juni heftig kritisierte und Lafontaine einen Demagogen nannte, begann die Führung der Linkspartei mit der Suche nach einer eigenen Kandidatin oder einem eigenen Kandidaten. In der Bundesversammlung ist in den ersten beiden Wahlgängen die absolute Mehrheit notwendig. Lafontaine ließ offen, ob die Linke Sodann im dritten Wahlgang zugunsten Schwans zurückziehen könne: „Im Moment steht die Frage nicht an“, meinte er.

Auch Sodann wollte die Frage nicht klar beantworten, ob er bereit sei, in einem späteren Wahlgang dann doch zugunsten von Gesine Schwan zu verzichten. Stattdessen antwortete er mit einem Zitat aus einer Geschichte von Bert Brecht. Dem Schriftsteller fiel zu der häufig gebrauchten Formel vom Kampf um den letzten Mann der Satz ein: „Warum kämpfen wir eigentlich nicht auch mal um den vorletzten?“

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