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Politik: Bundeswehr: 1000 Radartechniker verstrahlt?

Für die an Krebs erkrankten früheren Radar-Techniker der Bundeswehr deutet sich in dem seit Jahren andauernden Ringen um eine Entschädigung eine Lösung an. Nach Informationen des Tagesspiegel will die Bundeswehr-Kommission zur Untersuchung von möglichen Gesundheitsgefahren durch Uranmunition, Radarstrahlung und Asbest Bundesverteidigungsminister Scharping (SPD) empfehlen, den Radaropfern "eine großherzige Lösung" anzubieten.

Für die an Krebs erkrankten früheren Radar-Techniker der Bundeswehr deutet sich in dem seit Jahren andauernden Ringen um eine Entschädigung eine Lösung an. Nach Informationen des Tagesspiegel will die Bundeswehr-Kommission zur Untersuchung von möglichen Gesundheitsgefahren durch Uranmunition, Radarstrahlung und Asbest Bundesverteidigungsminister Scharping (SPD) empfehlen, den Radaropfern "eine großherzige Lösung" anzubieten. "Angesichts dieser massiven Erkrankungen dürfen wir uns nicht kleinherzig zeigen", heißt es aus der Kommission, die unter Regie des früheren "Zeit"-Mitherausgebers Theo Sommer arbeitet.

Aus dem Verteidigungsausschuss verlautete indessen, dass das Ministerium von inzwischen 1000 erkrankten Radartechnikern ausgeht: 500 Männer hätten sich beim Ministerium, 200 beim Bundeswehrverband und mehr als 300 bei den beiden Selbsthilfegruppen gemeldet, die die Betroffenen ins Leben gerufen haben. Insgesamt wurden bis Anfang der 80er Jahre rund 20 000 Mechaniker an jenen Radargeräten ausgebildet, die möglicherweise gesundheitsgefährdende Röntgenstrahlung abgegeben haben. Radarexperten und Wissenschaftler schließen nicht aus, dass vom Ende der 50er Jahre bis in die späten 70er Jahre oftmals unzureichend geschützte Geräte im Gebrauch waren. Zudem wurden Schutzmaßnahmen für das Personal erst Ende der 80er Jahre in die Dienstvorschriften der Bundeswehr übernommen. "Die Sache ist erst dann sauber vom Tisch, wenn jedes Opfer rund 100 000 Mark Entschädigung bekommt. Die gesundheitlichen und psychischen Schäden können wir ohnehin mit keiner Summe wieder gutmachen", sagt ein Unions-Mitglied im Verteidigungsausschuss.

Das Gremium will vor diesem Hintergrund zudem prüfen lassen, inwieweit die Umkehr der Beweislast im Sinne des novellierten Atomgesetzes anzuwenden ist. Dort heißt es seit dem 1. April, dass der Besitzer der radioaktiven Anlage beweisen muss, dass ein ursächlicher Zusammenhang zwischen der Arbeit an der Anlage und einem gesundheitlichen Schaden eben nicht besteht. Erst vor zwei Wochen hat ein früherer Radarmechaniker der Marineflieger vor dem Verwaltungsgericht Schleswig Recht bekommen. Für den Sommer bereitet der Berliner Anwalt Reiner Geulen im Auftrag der Strahlenopfer eine Sammelklage gegen US-Hersteller (ITT und Raytheon) der umstrittenen Radargeräte vor.

Der Arbeitsstab des Ministeriums will bis Anfang Juni seinen Abschlussbericht vorlegen. Scharping, dessen Sprecher im Februar "Versäumnisse" in den 70er Jahren einräumte, hatte eine "großzügige Lösung" angekündigt. Die zuständigen Landesversorgungsämter wurden davon aber nicht unterrichtet. Sie gehören zum Ressort von Arbeitsminister Riester.

Claudia Lepping

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