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Bundeswehr: Deutschland gibt Kommando über Eufor-Truppen ab

Die Bundeswehr hat das Kommando über die internationale EU-Friedenstruppe Eufor in Bosnien-Herzegowina nach einem Jahr an Spanien übergeben. Verteidigungsminister Jung verpasste die Zeremonie.

Franz Josef Jung (CDU) würdigte das Engagement der Bundeswehr, die einen "wichtigen Beitrag zur Stabilität und friedlichen Entwicklung" des Balkanlandes geleistet habe. Die offizielle Kommandoübergabe fand allerdings ohne ihn statt, da sein Flugzeug aus Witterungsgründen nicht in Sarajewo landen konnte.

Lage im Kosovo beschäftigt auch die Bundeswehr weiter

Für die 1995 gestartete Mission wurden rund 1,7 Milliarden Euro ausgegeben. Seitdem waren über 76.000 deutsche Soldaten in Bosnien eingesetzt. Gegenwärtig ist die Bundeswehr mit 310 Soldaten vor Ort. Angesichts der angespannten Lage in der nahe gelegenen serbischen Provinz Kosovo schloss Jung eine weitere Truppenreduzierung in Bosnien in absehbarer Zeit aus. Derzeit verfügt die bosnische Armee über 8000 der insgesamt 10.000 vorgesehenen Soldaten. Allerdings gibt es neue Spannungen zwischen den bosnischen Moslems und den bosnischen Serben auch wegen der Zukunft des benachbarten Kosovo.

In den vergangenen Monaten hatten Serben und Kosovaren unter Vermittlung der Troika aus EU, USA und Russland versucht, eine Einigung über den künftigen Status der seit 1999 von der UN-verwalteten serbischen Provinz zu erreichen. Da diese Gespräche ergebnislos bleiben, will die kosovarische Führung nun einseitig die Loslösung erreichen und sich zu Jahresbeginn 2008 für unabhängig erklären.

Trotz der angespannten politischen Situation rechnet Jung nicht mit einer Verschärfung der Lage. Derzeit sehe er keine Anzeichen dafür, dass der Konflikt zwischen Kosovo-Albanern und Serben eskaliere, sagte der CDU-Politiker. Er wies zugleich darauf hin, dass die Bundeswehr dennoch vorsorglich 500 weitere Soldaten in die serbische Provinz verlegt habe.

Jung hofft auf Kosovo-Lösung im UN-Rahmen

Jung schloss nicht aus, dass nach den ergebnislosen Status-Gesprächen nun im Rahmen der Vereinten Nationen eine Kosovo-Einigung gefunden werden kann. "Ich habe die Hoffnung, dass wir uns auf eine gemeinsame Lösung verständigen können", sagte Jung. Grundlage dürfte der ursprünglich von Serbien und Russland abgelehnte Ahtisaari-Plan sein. Dieser sieht eine überwachte Unabhängigkeit des seit 1999 von der Uno erwalteten Kosovo vor.

Eigentlich wollte Jung in die bosnische Hauptstadt Sarajewo zur Kommandoübergabe fliegen, musste aber wegen der schlechten Witterung ins benachbarte Split ausweichen. Den Zwischenaufenthalt in Kroatien nutzte Jung zu Gesprächen mit dem EU-Außenbeauftragten Javier Solana sowie dem spanischen Verteidigungsminister Jose Antonio Alonso Suraez, die ebenfalls einen ungeplanten Zwischenstopp einlegen mussten. Von Split aus flog Jung direkt nach Berlin zurück.

Mit dem Kommandowechsel stehen die knapp 2500 Eufor-Soldaten aus 28 Nationen nun unter dem Befehl des spanischen Generals Ignacio Martin Villalain. Bislang wurden sie vom deutschen Konteradmiral Hans-Jochen Witthauer geführt. Wegen des reduzierten Umfangs deutscher Truppen in Bosnien stand am Nachmittag ferner die Übergabe des seit Ende 1996 von der Bundeswehr genutzten Camps Rajlovac nahe Sarajevo an. Hier soll künftig der bosnische Generalstab einziehen.

André Spangenberg[ddp]

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