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Bundeswehr-Ehrenmal: Jung gerät mit Bendlerblock-Plänen ins Hintertreffen

Gegen die Pläne von Verteidigungsminister Jung, ein Ehrenmal für gefallene Bundeswehr-Soldaten im so genannten Bendlerblock zu errichten, formiert sich zunehmend Widerstand auch im Parlament.

Der Bundestag ruft Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) dringend auf, seine Planungen für ein Bundeswehr-Ehrenmal im Berliner Bendlerblock zu überdenken. Sowohl der geplante Standort als auch die Ausgestaltung des Denkmals stießen im Parlament auf den Widerspruch der Abgeordneten. Jung verteidigte indes Form, Inhalt und Ort des Ehrenmals, das künftig an die über 2600 im Dienst für die Bundeswehr ums Leben gekommene Soldaten und Zivilangehörige erinnern soll.

Bislang gedenken die Teilstreitkräfte Heer, Marine und Luftwaffe mit jeweils eigenen Ehrenmalen den gefallenen Soldaten. Bis Mitte 2008 will die Bundeswehr nun am Sitz des Verteidigungsministeriums in Berlin ein zentrales Ehrenmal errichten. Der Siegerentwurf des Münchner Architekten Andreas Meck erinnert mit seiner teilweise von Säulen getragenen Rechteckform an eine griechische Halle. Die Inschrift lautet: "Den Toten unserer Bundeswehr - Für Frieden, Recht und Freiheit".

Jung: Bendlerblock steht für Bundeswehr und Widerstand

"Es ist an der Zeit, ihnen ein ehrendes Andenken zu bewahren", sagte Jung mit Blick auf die seit Gründung der Bundeswehr 1955 ums Leben gekommenen Soldaten. Er appellierte an die Abgeordneten, den Standortstreit nicht eskalieren zu lassen. Gerade das Verteidigungsministerium im Bendlerblock stehe in der Hauptstadt wie kein anderer Ort für die Bundeswehr. Zugleich gebe es eine örtliche Nähe zum Denkmal deutscher Widerstand.

Der FDP-Wehrexperte Rainer Stinner entgegnete, da es sich bei der Bundeswehr um eine Parlamentsarmee handle, gehöre das Ehrenmal direkt ans Parlament. Er rief Jung auf, nicht gegen die Abgeordneten zu arbeiten und die Planungen umgehend zu stoppen. Der SPD-Abgeordnete Jörn Thießen warnte davor, dass möglicherweise ein "Kriegerdenkmal" errichtet werden könnte. Wie Stinner plädierte er dafür, ein Denkmal "in unmittelbarer Nähe des Parlaments" zu errichten, das zudem auch an die Toten der Hilfsorganisationen erinnern solle.

Denkmal als Ehrenmal?

Für die Linke warf Lukrezia Jochimsen dem Verteidigungsminister eine falsch verstandene "Erinnerungskultur" vor. Es stelle sich die Frage, ob ein solches Denkmal "wirklich ein Ehrenmal sein" solle. Denn Ehre lege nahe, "dass es ehrenvoll sein soll, in einen Krieg zu ziehen und zu sterben", sagte sie. Deshalb sei es angebracht, ein Denkmal "als Aufruf gegen den Krieg" zu errichten.

Auch die Grünen plädierten für eine Aussetzung der Planungen von Jung. Nötig sei "ein Bruch mit demokratiefernen Traditionen" von Kriegerdenkmalen und ein Beginn einer breiten gesellschaftlichen Debatte, mahnte Wehrexperte Winfried Nachtwei. Am Schluss müsse statt einer "Ressorterinnerung" eine breite Erinnerung an all jene stehen, die bei ihrem Einsatz für Frieden und Menschenwürde ihr Leben gelassen haben.

Jung hatte die Forderung nach einem Ehrenmal Ende 2005 aus der Truppe aufgenommen, wobei nach ersten Vorstellungen zunächst nur jenen Soldaten gedacht werden sollte, die bei friedenserhaltenden Einsätzen der Bundeswehr im Ausland "durch Fremdeinwirkung" getötet wurden. Später sollte jenen Soldaten gedacht werden, die bei Auslandseinsätzen ihr Leben verloren haben - egal ob bei Anschlägen, Unfällen oder durch Selbstmord. Im Laufe der Debatte entstand dann die umfassende Ehrenmal-Idee.

André Spangenberg

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